„Verknüpfungstaktik“ der Nixon-Regierung

Die Regierung der USA unter Kennedy und Johnson hatte sich vielfach von US-amerikanischen Sonderinteressen leiten lassen. Die einheitliche Klassenstrategie der imperialistischen, bzw. kapitalistischen Länder wurde so zum Einsturz gebracht. Die Absprachen mussten aber mit Forderungen verknüpft werden, die den gemeinsamen antisozialistischen Interessen entsprachen.

Dieser Orientierung folgte die „Verknüpfungstaktik“ der Nixon-Regierung. Nixon erläutert die Taktik folgendermaßen: „Ich erkenne an, dass die vorige Regierung die Auffassung vertreten hat, wir sollten, wenn wir feststellen, dass wir in einer bestimmten Frage die gleichen Interessen vertreten wie die UdSSR eine Vereinbarung anstreben und versuchen, die Angelegenheit soweit wie möglich gegen das Auf und Ab der Konflikte an anderer Stelle abzuschirmen..Ich glaube aber, in den entscheidenden Fragen unserer Zeit müssen wir versuchen, auf eine genügend breiten Front vorzugehen, um deutlich werden zu lassen, dass wir einen Zusammenhang zwischen politischen und militärischen Fragen sehen. Ich glaube, wir müssten den sowjetischen Führern verständlich machen, dass die Früchte der Zusammenarbeit auf dem einen Gebiet nicht ernten können, während sie anderswo Spannungen und Konfrontationen auszunutzen suchen. Ein solcher Kurs birgt die Gefahr, dass die Sowjetunion Abrüstungsgespräche als Sicherheitsventil benutzt, um auf anderen Gebieten unnachgiebig zu bleiben.“

Mit Nixons „Verknüpfungstaktik“ vollzieht die Außenpolitik der USA ihren endgültigen Übergang zur indirekten Strategie. Fortan war es, so Kissinger, die „Ansicht des Weißen Hauses“, ..“ dass der Handel dem politischen Fortschritt folgen müsse….(Denn:) Wenn… die Sowjetunion auf Basis rein wirtschaftlicher Kriterien in unseren Markt für Kredite oder Waren eindringen kann, dann verschwinden alle Möglichkeiten, den Handel als politischen Hebel(!) zu benutzen“. Das Ziel des mittels Handels- und anderen Vereinbarungen auszuübenden Drucks war natürlich wiederum die Beförderung der Auflösungstendenzen im sozialistischen Lager und die Verhinderung einer einheitlichen sozialistischen Klassenstrategie. Nochmal Kissinger: „Für uns war der Handel eine Art Lockmittel für solche Länder, die gegenüber der Sowjetunion eine relativ unabhängige Politik betrieben.“

Der US-Imperialismus orientierte seine Kontaktwilligkeit je nach dem Grad ihrer inneren „Liberalisierung“ und äußeren Unabhängigkeit(von der UdSSR). Nixon: „Wir sind bereit, in Verhandlungen mit den Osteuropäischen Nationen einzutreten, die auf eine fortschreitende Normalisierung der Beziehungen abzielen. Wir werden uns dabei dem Tempo und dem Grad der Normalisierung anpassen, die diese Länder erreichen wollen.“

Das zentrale Ziel der Außenpolitik der USA war also, gemäß den Grundsätzen der indirekten Strategie, die Förderung der opportunistischen Tendenzen im Sozialismus. Diese Entwicklung vollzog sich nach den Planungen der amerikanischen Strategie teils aus der Eigendynamik des bereits begonnen Niedergangs heraus. Nixon: es sei davon auszugehen..“….dass im Laufe der Zeit mit dem Heranwachsen einer neuen Generation in den kommunistischen Ländern ein gewisser Wandel in den Zielsetzungen der Kommunisten eintritt.“ Dies allein reichte jedoch nicht aus; der Prozess musste deshalb, erläutert Nixon: „…müssen wir nach den praktikabelsten Wegen suchen, um auf das Verhalten der Kommunisten Einfluss zu nehmen“. Der entscheidende Hebel war dafür eben die „Verknüpfungstaktik“.

 

Fakten und Zitate aus: „Antisozialistische Strategien..“ von Sarah Wagenknecht

Buchtitel Antisozialistische Strategien