Willy Brandt, ein Geheimdienstmann für die Amis

US-Dokumente belegen: Willy Brandt war in der Nachkriegszeit bezahlter Hinweisgeber des US-amerikanischen Geheimdienstes CIC.

Eine Liste des US-Militärgeheimdienstes Counter Intelligence Corps (CIC) vom 1. Juni 1952 führt die Namen deutscher und österreichischer Informanten auf. Sie ist alphabetisch geordnet und enthält Geburtsdatum, Staatsangehörigkeit und Adresse der Zuträger sowie den Zeitpunkt, zu denen die Kooperation endete.

An zehnter Stelle steht „Brandt, Willy“, wohnhaft in Berlin-Schlachtensee. Ende der Zusammenarbeit: 17. März 1952. Als Grund der Trennung ist eine Fünf vermerkt, was nach CIC-Einstufung bedeutete, dass entweder der CIC oder Brandt das Interesse an der Zusammenarbeit verloren hatte.

 

SPD-Politiker Brandt 1949: Monatlich 250 D-Mark von den Amerikanern
Bild entnommen aus DER SPIEGEL Nr. 51/18.12.2021

Sind die Angaben auf der CIA-Liste der schlagende Beweis für jene Gerüchte und Verdächtigungen, die Willy Brandt zeitlebens begleitet hatten? Da Willy Brandt als Hoffnungsträger galt, vermögen es viele nicht zu glauben, dass es damit nicht weit her war. So mögen manche nicht glauben, dass Willy Brandt ein Geheimdienstmann war.

Die Liste des CIC ist deklassifiziert, also freigegeben und liegt dem SPIEGEL vor. Sie ist Teil eines ansonsten geheimen Aktenkonvoluts des CIC zu Brandt, das nun der renommierte Historiker Thomas Boghardt einsehen durfte. Der Deutschamerikaner Boghardt ist leitender Wissenschaftler am Zentrum für Militärgeschichte der U.S. Army in Washington, D.C. , Demnächst erscheint seine Studie über die Geschichte der US-Geheimdienste im Nachkriegsdeutschland.

Danach lieferte Brandt seit 1948 Informationen an den CIC. Der Kalte Krieg zwischen den Amis und Sowjets hatte bereits begonnen. Die Spaltung Deutschlands bahnte sich an.

Als SPD-Funktionär und später als Bundestagsabgeordneter berichtete Brandt vor allem über die sowjetische Besatzungszone (SBZ) und dann über die DDR.

Die Berichte sind zwar verschwunden, doch DER SPIEGEL vermutet, dass diese routinemäßig vernichtet worden wären. Doch es sind sogenannte Kontrollblätter überliefert, auf denen verzeichnet ist, wann Treffen stattfanden, ob und wieviel Geld gezahlt wurde und worum es ging. Boghardt hat sie eingesehen.

Demnach informierte Brandt den CIC über die SED, die FDJ, politische Häftlinge in Bautzen, Werften, Fabriken, das Eisenbahnwesen und über die Telefonausstattung der sowjetischen Streitkräfte in der SBZ, bzw. der DDR.

Am 27. Januar 1950 rekrutierte der CIC Willy Brandt offiziell als „O-Type“, was bedeutete: Er war ein „investigativer Informant“, etwa mit Zugang zu internen Dokumenten. Brandt erhielt die Registriernummer „O-35-VIII“.

Mehr als 200-mal traf sich Brandt laut diesen Quellen mit seinen CIC-Verbindungsleuten, die ihn als „normalerweise zuverlässig“ einstuften.

Auch nach dem formalen Ende der Zusammenarbeit 1952 kam man noch einige Male zusammen. Vor der Währungsreform in den Westzonen, bzw. der Westsektoren in Berlin 1948 erhielt Brandt Zigaretten, Zucker oder Kaffee, die auf dem Schwarzmarkt als Währungsersatz galten. Ab 1950 zahlte ihm der CIC nach Aktenlage monatlich 250 D-Mark, was etwa dem monatlichen Durchschnittseinkommen eines Westdeutschen entsprach, plus Spesen und Sonderzahlungen.

Laut Historiker Boghardt erwies sich Brandt für die US-amerikanischen Dienste „als Goldmine“.

Aber wie ist dieser Aktenfund zu bewerten? Überschritt der spätere Kanzler eine Linie, die er als Politiker nicht hätte überschreiten dürfen? Immerhin kooperierte er auch nach Gründung der BRD mit den US-Amerikanern.

Willy Brandt war schon früh mit der Schattenwelt der Geheimdienste in Verbindung geraten, was für einen Emigranten im Kampf gegen Hitler nicht ungewöhnlich war. Als die Nazis 1933 an die Macht kamen, floh der 19 Jahre alte Sozialdemokrat nach Skandinavien und nahm nach seiner Ausbürgerung die norwegische Staatangehörigkeit an. Brandt arbeitete in Stockholm als Journalist. Zudem lieferte er den alliierten Geheimdiensten Informationen über die deutsche Besatzungsherrschaft in Norwegen und Dänemark und die Lage im neutralen Schweden (DER SPIEGEL 37/1999).

Insbesondere die US-Amerikaner schätzten den gutaussehenden, wortgewandten, polyglotten jungen Deutschen. Unter den Emigranten gehöre er „zu den Fähigsten und ist derjenige, der am wahrscheinlichsten nach dem Krieg eine Rolle spielen wird“, urteilte ein Geheimdienstoffizier.

1947 kehrte der 33-jährige Brandt als Presseattaché der norwegischen Militärmission nach Berlin zurück. Zeitgenossen beschrieben ihn als auffallende Erscheinung, ihn habe schon damals das gewisse Etwas umgeben, das ihn aus dem tristen Nachkriegsalltag heraushob.

Die SPD-Zentrale lag seinerzeit in Hannover und suchte fähige Nachwuchspolitiker, um das Land wieder aufzubauen. Brandt verließ den norwegischen Staatsdienst und wurde Anfang 1948 Vertreter des SPD-Parteivorstandes in Berlin und damit dien Art Botschafter der Sozialdemokraten beim Alliierten Kontrollrat, wie Biograf Peter Merseburger schreibt.

Brandt nahm nun wieder die deutsche Staatsbürgerschaft an. Kontakte zu mit den Siegermächten zählten fortan zu seinen Aufgaben, wohl auch mit dem CIC. So vermittelte er dem Dienst mindestens einen Termin bei SPD-Chef Kurt Schumacher.

Der CIC war eine Mischung aus Polizei und Geheimdienst. Auch US-Außenminister Henry Kissinger und der Schriftsteller J.D. Salinger („Der Fänger im Roggen“) diensten als junge Männer in der Truppe.

Im besetzten Deutschland durfte der CIC Verdächtige festnehmen, Briefe öffnen und Telefone abhören. Zunächst verfolgten die US-Amerikaner Nazi-Verbrecher. Mit dem Aufkommen des Ost-West-Konflikts wandten sie sich gegen die Sowjets.

Das geteilte Berlin wurde zum Tummelplatz der Dienste, die einander befehdeten.

Sektorengrenze in Berlin 1948: Tummelplatz der Geheimdienste
Bild entnommen aus DER SPIEGEL Nr. 51/18.12.2021

Brandt, später als Hoffnungsträger der „Entspannungspolitik“ verehrt, war damals ein Kalter Krieger der offenen Konfrontation. In den CIC-Papieren wird der als „intelligenter, energischer Mann“ beschrieben. Ein Freund der Westmächte, der „wie ein wahrer Sozialist den Kommunismus hasst“.

Die erste Verbindung Brandts zu dem Geheimdienst war bald nach seiner Ankunft in Berlin durch einen US-Diplomaten zustande gekommen. Damals war Brandt noch norwegischer Offizier. Zwei CIC-Männer-Emigranten wie Brandt wurden seine Verbindungsleute. Sie trafen sich in einer konspirativen Wohnung in der Hagenstraße in Berlin-Grunewald, in Brandts Haus oder in dessen Auto. Brandt gebe die Informationen weiter, weil er glaube, der CIC bekämpfe „aktiv den Kommunismus“ heißt es laut Boghardt in einem CIC-Papier.

Die US-Amerikaner interessierte das Ostbüro der SPD. Noch war die Grenze nicht geschlossen. Man konnte über Berlin in die SBZ, bzw die DDR reisen. Kuriere fuhren nach Rostock oder Leipzig und versorgten die dortigen illegalen Sozialdemokraten mit Flugblättern und Broschüren. Zugleich sammelte das Ostbüro Informationen über das Geschehen jenseits des „Eisernen Vorhangs“. Eine verharmlosende Umschreibung für Wühltätigkeit gegen die SBZ, später die DDR.

Wenn man den CIC-Berichten glauben kann, gab Brandt vieles an die US-Amerikaner weiter, was er selbst aus dem Ostbüro über die politische und wirtschaftliche Lage im sowjetischen Bereich erfuhr. Am wichtigsten waren den US-Amerikanern Hinweise auf eine etwaigen Angriff Moskaus. Auskünfte über SPD-Interna lehnte Brandt offenbar ab.

Von westlicher Seite war an dieser Verbindung nichts inhaltlich anrüchig. Es ging doch darum mithilfe der US-amerikanischen Schutzmacht die bürgerliche Demokratie im Westen aufzubauen. Bis 1955 war die BRD nicht mal politisch souverän. Von den Vorschriften der BRD über Landesverrat waren deutsche Informanten der Alliierten ausdrücklich ausgenommen. (Anmerkung: Es ging da wohl eher um die Westalliierten. P.R.)

Historiker Boghardt glaubt allerdings, Brandt habe hinter dem Rücken seiner Genossen gehandelt. Dafür sprechen Treffen zwischen Brandt und den Agenten im Geheimen, die Bezahlung, seine CIC-Registrierung als „O-35-VIII“. Solche Nummern mit einem O wurden laut Boghardt an Quellen vergeben, die Informationen aus Organisationen weitergaben, zu denen sie aufgrund ihrer Stellung besonderen Zugang hatten, Im Falle Brandts das Ostbüro.

Nach CIC-Angaben hat Brandt zudem einige Zuträger des Ostbüros an die Amerikaner vermittelt- ein klarer Verstoß gegen den damaligen Ehrenkodex der SPD. Informanten wurden grundsätzlich nicht den Ausländischen Diensten überlassen.

Es gibt jedoch starke Indizien, die eine ganz andere Deutung nahelegen: Danach hat Brandt möglicherweise mit Wissen oder gar im Auftrag der Parteioberen gehandelt. So wusste die SPD-Führung, dass das Ostbüro mit Briten und US-Amerikanern grundsätzlich kooperierte. Es gebe „in gewissen Fällen gegenseitige Hilfe“, heißt es in einem zeitgenössischen Bericht für den SPD-Parteivorstand aus dem Archiv der sozialen Demokratie, der dem SPIEGEL vorliegt. Die Zusammenarbeit sei mit der damaligen SPD-Spitze abgesprochen gewesen, bestätigt für seine Organisation auch Peter Sichel (99), der damals CIA-Chef in Westberlin war.

Ex-CIA-Mann Sichel
Bild entnommen aus DER SPIEGEL Nr. 51/18.12.2021

Wer etwa aus den westlichen Besatzungszonen nach Westberlin wollte, war auf Züge oder Flugzeuge der Alliierten angewiesen.

Durchaus denkbar also, dass Brandt mit Rückendeckung der Parteispitze den CIC mit Wissen aus dem Ostbüro gefüttert hat. Und vielleicht wurde er sogar ohne seine Kenntnis als Informant geführt, eine von ihm unterzeichnete Verpflichtungserklärung liegt jedenfalls bislang nicht vor. Seine CIC-Betreuer klagen vielmehr, dass für Brandt die Loyalität zur SPD „an erster Stelle“ stehe und er nur in Ausnahmefällen davon abweiche. Und die monatlichen Zahlungen des CIC? In seinen Erinnerungen „Links und frei“ hat Brandt später kategorisch ausgeschlossen, jemals Zuwendungen von einem Geheimdienst erhalten zu haben, was nach CIC-Angaben nicht stimmt. Allerdings gab er die Zigaretten, Lebensmittelgaben und das Bargeld von den US-Amerikanern überwiegend für die Arbeit des Ostbüros aus. Ein CIC-Offizier notierte 1948, Brandt habe „noch nie irgendeine Art von Bezahlung verlangt oder akzeptiert“.

Brandt sei nicht korrupt gewesen, betont auch CIA-Veteran Sichel, dessen Geheimdienst ebenfalls Kontakt zu dem Sozialdemokraten unterhielt. Nach Sichels Erinnerungen hat die CIA Brandt allerdings nie als einen Informanten gesehen, sondern als einen von mehreren „Vertretern legitimer politischer Parteien“, mit denen man über die Zukunft Deutschlands gesprochen habe.

Nur in einer Hinsicht zeigte Willy Brandt sich dann doch anfällig für Geschenke. Brandt habe „eine große Vorliebe für amerikanischen Whiskey“, heißt es in einem CIA-Bericht. Wenn man gelegentlich eine Flasche mitbringe, nehme er diese gerne an. Und an manchen Abenden, so geht es aus den Rechnungen der Geheimdienstakte hervor, brachten die Agenten gleich mehrere mit.

Entnommen aus DER SPIEGEL Nr. 51/18.12.2021, bearbeitet von Petra Reichel

Autor des Original-Beitrages ist Klaus Wiegrefe

Download des Original-Artikels aus DER SPIEGEL, Autor Klaus Wiegrefe

Der verräterische Falschspieler Gorbatschow

Noch ein Beitrag aus dem befreundeten Blog zu Gorbatschow.

Sascha's Welt

jahrestagHier nun ein weiterer Beitrag zu den Ereignissen im Oktober 1989, die im BRD-Sprachgebrauch schönrednerisch als „Wende“ bezeichnet werfen. Da müßte man schon sagen „Rückwärtswende“, denn die Auflösung der (noch) sozialistischen DDR und ihre Einverleibung in die kapitalistische BRD war nichts anderes als eine Konterrevolution, ein Rückschritt in die Vergangenheit. Wir DDR-Bürger hatten dies lange für unmöglich gehalten, doch die Ereignisse haben uns eines Schlechteren belehrt. Erinnert man heute an die sozialen Errungenschaften der DDR, so mag es manchem so scheinen, als seien das paradiesische Zustände: keine Arbeitslosigkeit, ein hervorragendes allgemeinbildendes, polytechnisches Bildungssystem, kostenlose medizinische Versorgung, niedrige Mieten und kontrollierbare Verbraucherpreise, auskömmliche und sichere Renten, wirkliche Demokratie, eine planmäßiege Volkswirtschaft (die DDR war zu keinem Zeitpunkt pleite!), keine Krisen, kein Mobbing, keine Obdachlosigkeit, keine Ausbeutung usw. usf. Daß es viele ungelöste Probleme gab, wußten wir selber. Und daß die Feinde des Sozialismus unterdrückt werden mußten, war auch allbekannt. Daß aber…

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Zum Brandt-Besuch in der DDR 1970

Gastbeitrag von Karl-Heinz Schulze  

Kalle
Karl-Heinz Schulze

Es geht nicht darum wer Anschieber wie beim Bobsport war, sondern wer der Steuermann? Walter Ulbricht war schon kalt gestellt, danach verstorben und Honecker noch nicht ganz am Ruder. Da kamen der frühere regierende Bürgermeister von Berlin-West und sein Freund vom RIAS Egon Bahr gerade recht um die sogenannte „Neue Ostpolitik“ zu begründen. Sie streuten vorsichtig einige Zuckerkrümel aus und der ganze Kram ging als „Entspannungspolitik“ in die Geschichte ein. Es war eben ein Kurswechsel hin zur Sozialdemokratisierung der SED. Diesen Zeitraum habe ich persönlich sehr bewusst und schmerzhaft mitbekommen. Doch was interessieren manche Leute noch die persönlichen Erfahrungen der damals einfachen Parteimitglieder? Von zu vielen kleinen Parteifürsten wird das heute immer noch vom Tisch gefegt. Es war die Zeit als auch Willi Stoph ein sehr hohes Ansehen in der Bevölkerung der DDR hatte. Auch ich glaubte damals dass er der Neue in der Führung bleiben wird, weil ich es auch nicht besser wusste. Erst unter Honecker konnte sich der Revisionismus vollends durchsetzen. Dafür gibt es unwiderlegbare Beweise mit den entsprechenden geschichtlichen Entwicklungen.

 

 

 

MfS-Dokument zum Brandt-Besuch von 1970

Die BStU stellt ein Dokument des MfS zum Brandt-Besuch von 1970 vor.

Siehe Mediathek des MfS.

 

Willy Brandt wurde zum Staatsbesuch eingeladen, aber dass die Bevölkerung darüber jubelte, war nicht erwünscht.

willy-brandt-denkmal-auf-dem-dach-des-erfurter-hofes-2009
Willy-Brandt-Denkmal auf dem Dach des Erfurter Hofes (2009)

Bildquelle: Von Michael Sander – Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=6856126

 

Na, was soll man dazu sagen? Ein totaler Widersinn. Die Regierung der DDR betrieb doch Regierungskriminalität, indem sie Willy Brandt einlud. Dann wunderte man sich, dass die Leute jubeln und „Willy, Willy“ rufen wollten. Wieder eine typische hilflose Reaktion. Die Politik versagt und die Exekutiv-Behörden müssen es ausbaden. Dieses Ereignis war der Anfang vom Ende.

BStU-Text:
„Im März 1970 besuchte Willy Brandt als erster westdeutscher Bundeskanzler die DDR. Die Stasi bereitete das deutsch-deutsche Treffen in Erfurt mit der Aktion „Konfrontation“ vor, konnte jedoch eine jubelnde und „Willy, Willy“ rufende Menschenmenge nicht verhindern. Laut Abschlussbericht der Aktion wurden 119 Personen festgenommen. „

 

 

Keine Eigendichtung

Mit diesem Text auf Facebook präsentiert die BStU dieses Bild aus der „Stasi“-Mediathek.

BStU-Fälschung Lied Welt ändern

Bildquelle: „Stasi“-Mediathek, Bild ist entsprechend verlinkt

 

„Politisch motivierte Flugblätter oder Graffiti in der DDR waren ein Fall für die Stasi. Um die Urheber ausfindig zu machen, analysierten Spezialisten die jeweiligen Handschriften und verglichen diese mit anderen aufgefundenen Briefen oder Flugblättern – wie bei diesem Beispiel aus einem Untersuchungsbericht.“ Text BStU

Der folgende Text beschäftigt sich mit dem ersten Eindruck, den die unvollständige Präsentation der BStU bei nachdenklichen Menschen hinterlässt. Durch Hilfe von Facebook-Freunden bin ich auf die Seite der „Stasi“-Mediathek gestoßen, welche die komplette Sammlung der Dokumente zum Fall Sylke Glaser enthält. Die komplette Auswertung des Falls Sylke Glaser befindet sich im Schwesterblog „Was war die DDR?“

Es mag sein, dass dieser Text für einen Handschriftenvergleich benutzt wurde. Alle anderen Behauptungen sind schlichtweg Lügen. Das fängt schon mit dem Bild an. Neben dem Bild ist eine Anmerkung, die aussieht, wie die Korrektur einer Lehrerin/eines Lehrers. Da steht, die Schülerin, der Schüler solle sich eigene Losungen für den 1. Mai ausdenken. Schon das steht im Widerspruch zu der später eingesetzten Wort „Eigendichtung“ auf dem Dokument. Das ist keine Eigendichtung. Das ist der Text eines Liedes von Rio Reiser.

Frau Glaser hat den Text von Rio Reiser geklaut und als Eigendichtung ausgegeben, um gegen die DDR zu agieren.

 

 

Es muss noch eine Ergänzung angefügt werden. Ein Facebook-Freund hat den Hinweis gegeben, dass folgender Brief von Sylke Glaser ist. Den hat die BStU in ihrem Beitrag unterschlagen.

Brief von Sylke Glaser
Brief von Sylke Glaser

 

Bildquelle: „Stasi“-Mediathek, Bild ist entsprechend verlinkt

 

Vermutlich hat die BStU eine damalige Ermittlungsakte auseinandergerissen. Der untere Brief stammt von Sylke Glaser und deren Schrift stimmt mit dem Einschub „Eigendichtung“ auf dem obigen Brief, den die BStU als Brief von Sylke Glaser veröffentlicht hat, überein. Dieser ist aber nicht von Sylke Glaser, sondern ein Handschriftenvergleich. Der Brief, den die BStU als Brief von Sylke Glaser veröffentlicht hat, stammt wohl von einer Schülerin/eines Schülers, der/die nun entlastet worden ist. Es gibt da keine Schülerin/keinen Schüler. Der erste Eindruck der Präsentation der BStU täuscht. Siehe ausführliche Auswertung im Schwesterblog.

Halbe Geschichten erzählen ist auch eine Art der Lüge und Fälschung.

Hier der Link zu den Dokumenten des Falls Sylke Glaser. Die werden später ausgewertet. Die sind alle in den Beständen der BStU. bzw. der „Stasi“-Mediathek. Aber die BStU präsentiert sie auseinandergerissen und betreibt so Geschichtsfälschung und verunglimpft die Ermittlungsmethoden des MfS, die in aller Welt genauso gehandhabt werden.

Dokumente Fall Sylke Glaser

Günther Gereke

Günter Gereke, geboren am 06. Oktober 1893 in Gruna, gestorben am 01. Mai 1970 in Neuenhagen bei Berlin, war ein deutscher Jurist und Politiker.

Günther_Gereke_1932
Günther Gereke(1932)

Bildquelle:
Von Agence de presse Mondial Photo-Presse – Bibliothèque nationale de France, Gemeinfrei, Bild ist entsprechend verlinkt

 

Gereke wurde im Rittergut Gruna geboren. Er studierte nach dem Abitur ab 1912 Rechts- und Staatswissenschaften sowie Nationalökonomie an den Universitäten Leipzig, München, Würzburg und Halle-Wittenberg. Bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs meldete er sich freiwillig und wurde im Krieg mehrfach schwer verwundet. Die Erste juristische Staatsprüfung legte er 1915 vor dem Oberlandesgericht Naumburg ab. Nachdem er 1916 in Würzburg sowohl zum Doktor der Rechte als auch zum Doktor der politischen Wissenschaften promoviert worden war, absolvierte er 1918 in Berlin die Große juristische Staatsprüfung. Anschließend schlug er eine Verwaltungslaufbahn ein.

Ab 1919 war Gereke Landrat des Kreises Torgau; im selben Jahr wurde er Abgeordneter für die DNVP im Provinziallandtag der Provinz Sachsen. 1921 war er „wegen seiner nationalen völkischen Gesinnung“ an die Regierung Hannover, wo er bis 1923 als Regierungsrat tätig war, gewechselt. Er schied aus dem Dienst, um das Familiengut in Pressel-Winkelmühle in der Dübener Heide zu bewirtschaften. Er gründete den preußischen Landgemeindeverbund, der später zum gesamtdeutschen Landgemeindeverbund mit seinem Vorsitz (bis 1933)wurde. Der Landgemeindeverbund war seinerzeit ein Gegengewicht gegen den Deutschen Städtetag unter dessen Vorsitzenden Konrad Adenauer. Des Weiteren wurde er zum Vorsitzenden des Kreislandbundes und zum Bezirksvorsitzenden der östlichen Landbünde der Provinz Sachsen gewählt und folgte einem Ruf an die Landwirtschaftliche Hochschule Berlin, wo er über Staats-, Verwaltungs- und Genossenschaftsrecht las. Nebenbei betätigte er sich im Stahlhelm-Bund sowie im Wehrwolf, für den er zum Gauvorsitzenden im Elbe-Estergau gewählt wurde.

Von Mai 1924 bis 1928 war er Mitglied des Reichstages für die DNVP, die er 1929 verließ. Anschließend war er an der Gründung der Christlich-Nationalen Bauern- und Landvolkpartei (CNBL) beteiligt, zu deren stellvertretendem Vorsitzenden im Reich er gewählt wurde. Zudem wurde er Präsident des Deutschen Landgemeindetags und zum Bevollmächtigten zum Reichsrat für die Provinz Sachsen sowie stellvertretendes Mitglied des Preußischen Staatsrates und Mitglied des Vorläufigen Reichswirtschaftsrates.

Als stellvertretender Vorsitzender vertrat er die CNBL von 1930 bis 1932 im Reichstag. 1932 war er Vorsitzender des überparteilichen Ausschusses zur Unterstützung der Wahl Hindenburgs zum Reichspräsidenten. Darüber hinaus war er Mitglied des Provinziallandtages der preußischen Provinz Sachsen. Unter Reichskanzler Heinrich Brüning war er Staatskommissar für öffentliche Arbeiten. Dabei war er federführend an den Plänen für Arbeitsbeschaffungsprogramme beteiligt, die in der Zeit des Faschismus aufgegriffen wurden. Im Kabinett von Schleicher wurde Gereke Reichskommissar für Arbeitsbeschaffung und Ostsiedlungskommissar und behielt dieses Amt auch bis Anfang 1933 über den Regierungswechsel hinaus. Er gehörte somit, wenn auch nur für wenige Wochen, dem ersten Kabinett Hitler an.

Im März 1933 wurde er wegen einer angeblich 1932 begangenen Unterschlagung im Amt inhaftiert. Gereke wurde vorgeworfen, im Jahre 1932 als Vorsitzender des überparteilichen Ausschusses, der die Wahl von Hindenburg zum Reichspräsidenten vorbereitete, Spendengelder zweckentfremdet verwendet zu haben. In einem Schauprozess wurde Gereke zu zweieinhalb Jahren Gefängnis verurteilt, sein Verteidiger war Carl Langbehn. 1936 wurde er erneut verhaftet. Mit Beginn des Zweiten Weltkriegs stand er unter verschärfter polizeilicher Überwachung Nach dem Attentat vom 20. Juli 1944 kam er bis 1945 zum dritten Mal in Haft.

Nach der Befreiung vom Faschismus wurde er 1945 von der sowjetischen Besatzungsmacht zum Präsidialdirektor bei der Provinzialregierung von Sachsen-Anhalt und Leiter der Innenabteilung ernannt. Im Sommer 1946 übersiedelte er in einem britischen Militärfahrzeug in Offiziersuniform nach Celle und fand zunächst Aufnahme bei seinem Weggefährten aus gemeinsamer CNBL-Zeit, dem Celler CDU-Kreisvorsitzenden Wilhelm Brese in Marwede. Dort trat er der CDU bei und wurde später zum Vorsitzenden des CDU-Landesverbandes Hannover gewählt. 1946/47 war er Mitglied des ersten, noch von der Besatzungsmacht ernannten Landtages von Niedersachsen. Am 9. Dezember 1946 wurde er zum niedersächsischen Innenminister und stellvertretenden Ministerpräsidenten von Niedersachsen ernannt. Am 12. Februar 1947 wurde er von diesem Amt beurlaubt und am 11. April 1947 entlassen. Vom 9. Juni 1948 bis zum 21. Juni 1950 amtierte er als niedersächsischer Landwirtschaftsminister.

Schon 1946 hatte Adenauer Bedenken gegen die Wahl Gerekes geäußert, weil dieser 1932 in eine Unterschlagungsaffäre verwickelt gewesen sein soll, nahm ihn aber bei einer Sitzung der CDU der britischen Zone noch in Schutz. Anfang 1949 kam es dann zu Auseinandersetzungen und zum Zerwürfnis zwischen Adenauer und Gereke, weil dieser öffentlich die Politik der Unionsparteien im Parlamentarischen Rat kritisierte und nach den Bundestagswahlen eine Große Koalition forderte. Gereke lehnte die Westintegration als Hemmnis für eine Wiedervereinigung strikt ab und bezeichnete die Bundesregierung öffentlich als Spalterregierung.

Anfang 1950 fuhr Gereke ohne Absprache mit politischen Freunden nach Berlin/DDR und konferierte im „Gesamtdeutschen Arbeitskreis für Land- und Forstwirtschaft“ mit Walter Ulbricht über die Lieferung von Konserven. Daraufhin wurde er auf Intervention Adenauers im Juni 1950 zum Rücktritt veranlasst, indem man ihn seitens der CDU aus der Reihe der Minister in der Koalition zurückzog. Er blieb zunächst fraktionslos, schloss sich am 5. Oktober 1950 als Abgeordneter dem BHE an, verließ die Partei jedoch wieder, um einem Ausschluss zuvorzukommen. Im November 1950 gründete er die Deutsche Soziale Partei (DSP). Bei der niedersächsischen Landtagswahl 1951 errang die DSP 1,1 % und einen Sitz, den er bis zum 26. Februar 1952 als Mitglied der Fraktion der Unabhängigen (FdU) innehatte.

Die antikommunistische Staatsdoktrin war wichtiger als vernünftige Ansichten von Günther Gereke.

Im verdeckten Auftrag des Bundesministeriums für gesamtdeutsche Fragen startete im Mai 1951 der Volksbund für Frieden und Freiheit unter seinem Vorsitzenden Jürgen Hahn-Butry eine Kampagne gegen Gereke mit Plakaten und Flugblättern: „Wer Gereke wählt, wählt Moskau“ oder „Ostagent Gereke“. In einem Flugblatt vom Februar/März 1951 behauptete der Volksbund, Gereke habe sich „dem Oberbolschewisten Ulbricht zur Bolschewisierung der Bundesrepublik zur Verfügung“ gestellt. Das Flugblatt endet mit dem Aufruf: „Hütet Euch vor Günther Gereke! Fallt nicht auf seinen Schwindel herein. Sorgt dafür, dass diesem gefährlichen Agenten Moskaus das Handwerk gelegt wird!“ Das sind typische Sprüche der alten BRD, Obwohl Gereke nur vernünftig war und nichts mit Kommunisten zu tun hatte, wurde ihm das nun angedichtet.

Gereke wehrte sich mit einer Klage gegen Jürgen Hahn-Butry. Gereke bekam zunächst vor Gericht Recht. Hahn-Butry wurde am 5. April 1952 vom Landgericht Hannover zu drei Monaten Gefängnis verurteilt. Er ging aber in Revision.

Das Bundeskabinett unter Vorsitz von Bundeskanzler Adenauer interessierte sich für die weitere Entwicklung und ließ sich berichten, so auf der Sitzung am 22. April 1952. Die Hahn-Butry entstandenen Prozesskosten wurden aus dem Geheimetat des Bundeskanzlers, dem sogenannten „Reptilienfonds“, erstattet. Am 2. August 1954 wurde das Verfahren gegen Hahn-Butry ohne abschließendes Urteil eingestellt. Da sieht man, dass trotz der Gewaltenteilung die Justiz in diesem Fall nicht unabhängig war; denn die damalige Bundesregierung nahm Einfluss den weiteren Verlauf des Prozesses.

Am 26. Juli 1952 siedelte Gereke in die DDR über. Er begründete seinen Übertritt mit unüberbrückbaren Differenzen zur Bonner Politik und einer Kampagne des Volksbunds für Frieden und Freiheit, namentlich durch Jürgen Hahn-Butry und Eberhard Taubert, die nicht vor seiner physischen Vernichtung zurückschrecken würden, so Gereke auf einer Pressekonferenz des DDR-Informationsamtes in Berlin/DDR. Er wurde Mitglied der Blockpartei CDU und saß für diese im Präsidium des Nationalrates der Nationalen Front der DDR. Er war Vorsitzender des Bezirksausschusses der Nationalen Front im Bezirk Frankfurt (Oder). Außerdem widmete er sich von 1953 bis 1969 als Präsident der Zentralstelle für Zucht- und Leistungsprüfungen der Vollblut- und Traberpferde in der DDR der Pferdezucht.

 

Entnommen aus Wikipedia, bearbeitet von Petra Reichel

 


 

Die Landgemeinde

 

„Die Landgemeinde“ über Günther Gereke

In den „Goldenen Zwanzigern“ des vergangenen Jahrhunderts übernahm der ehemalige preußische Landrat Dr. Dr. Günther Gereke-Pressel die Zeitschrift „Die Landgemeinde – Zeitschrift der Landgemeinden“.Es hat ihn damals eine Stange Geld gekostet. Aber Gereke war jung, dynamisch und durchaus erfolgreich!

Diese Zeitschrift diente ihm beim ehrgeizigen Aufbau seines Verbandes der preußischen Landgemeinden in Berlin.

Als Präsident dieses Verbandes kämpfte sich Gereke ganz nach oben.

Als Reichskommissar für Arbeitsbeschaffung wurde er in das Kabinett Schleicher, seines väterlichen Freundes, aufgenommen und mit der Berufung eines Adolf Hitler zwangsläufig in dessen Kabinett übernommen.

Unsere These lautet in der Retrospektive:

Als Reichskanzler zu jung und ohne Halt durch eine einflussreiche Familie, sowie fehlende Verbindungen zur Schwerindustrie, war Gereke noch keine erste Wahl als Reichskanzler.

Als möglicher Bundeskanzler nach dem Kriege wurde er von dem alten Fuchs Dr. Konrad Adenauer weggebissen. Adenauer war sein Gegenspieler und Parteifreund – also Feind – vor und nach dem Kriege.

Die Zeitschrift wurde etwa im Jahre 1934 auch im Zuge des Parteispendenprozesses gegen Gereke eingestellt – aber das ist eine andere Geschichte!

Gereke starb hochgeachtet im Jahre 1970 in der DDR.

Er war eine schillernde Persönlichkeit, ein glänzender Rhetoriker, ein engagierter evangelischer Christ und Preuße, zuletzt Präsident der Zentralstelle für Leistungsprüfungen und Vollblutzucht der DDR.

Schon als Kind haben wir ihn im Leipziger Scheibenholz gesehen – ein stets korrekt gekleideter hagerer Herr mit Fernglas.

Die Leipziger Socker liebten ihren alten Gereke als vorzüglichen Pferdekenner und als gerechten Pferdesportfunktionär, wenn es um die Klärung diffiziler Fragen auf der Rennbahn ging.

Wichtiger ist uns aber die historische und kommunalpolitische Dimension der alten Landgemeinde, die wir hiermit ins Bewusstsein der interessierten Leser rücken möchten.

Wolfgang Anders, Leipzig, Januar 2016

 

Erich Honecker

Die Trommler - Archiv

Erich Honecker wurde am 25. August 1912 in Neunkirchen(heutiges Bundesland Saarland) geboren und ist am 29. Mai 1994 in Santiago de Chile gestorben.

Erich Honecker Erich Honecker (1976)

Bildquelle:
Von Bundesarchiv, Bild 183-R1220-401 / Unbekannt / CC-BY-SA 3.0, CC BY-SA 3.0 de, Bild ist entsprechend verlinkt

Sein Vater Wilhelm Honecker (1881-1969) war Bergarbeiter und heiratete 1905 Caroline Catharina Weidenhof(1883-1963). Zusammen hatten sie sechs Kinder. Von Neunkirchen(Saar) zog die Familie nach Wiebelskirchen(heute Stadtteil von Neunkirchen).

Elternhaus Erich Honeckers Erich Honeckers Elternhaus(Neunkirchen, Kuchenbergstraße)

Bildquelle:
Von EPei aus der deutschsprachigen Wikipedia, CC BY-SA 3.0, Bild ist entsprechend verlinkt

Nach seinem zehnten Geburtstag, im Sommer 1922, wurde Erich Honecker Mitglied der Kommunistischen Kindergruppe in Wiebelskirchen, mit 14 trat er dem Kommunistischen Jugendverband Deutschland(KJVD) bei, mit 17 auch der KPD. Im KJVD wurde er 1928 zum Ortsgruppenleiter gewählt.

Da Erich Honecker nach seiner Schulzeit nicht gleich eine Lehrstelle fand, arbeitete er zunächst zwei Jahre bei einem Bauern in…

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Erich Honecker zwischen den Stühlen

Ein polnischer Historiker hat das aufgedeckt. (entnommen aus WELT N24) Hier dargelegt aus der Sicht von Petra Reichel

Einerseits war Erich Honecker in die sozialdemokratische „Entspannungspolitik“ eingebunden, andererseits machte im verbündeten Nachbarland Polen die Konterrevolution mobil.

Plötzlich war in den westlichen Medien von Gewerkschaft, Arbeiterbewegung und Arbeitskampf die Rede. Solidarność wurde als große Gewerkschaft hochstilisiert. Nun da die Solidarność ihre Aufgabe erfüllt hat, ist sie in der Bedeutungslosigkeit verschwunden. Heute sind Arbeitsbedingungen und Arbeiterrechte in Polen für die Medien uninteressant.

Am 13. Dezember 1981 wurde das Kriegsrecht über Polen verhängt. Seit dem 11. Dezember 1981 befand sich der damalige Bundeskanzler Schmidt auf Staatsbesuch in der DDR.

Gegenüber Helmut Schmidt tat Erich Honecker überrascht, als das Kriegsrecht über Polen verhängt wurde.

helmut-schmidt-erich-honecker
Erich Honecker und Helmut Schmidt

Erich Honecker und Helmut Schmidt am 12. Dezember 1981. Der SED-Chef spielte dem Bundeskanzler am nächsten Tag vor, von der Verhängung des Kriegsrechts in Polen überrascht worden zu sein.
Bildquelle: Quelle: picture alliance / ASSOCIATED PR

Natürlich waren die Verantwortlichen in der DDR über die Vorgänge informiert. Erich Honecker hatte zu den Regierungschefs der sozialistischen Länder gehört, die auf ein entschiedenes Vorgehen gegen die konterrevolutionären Ereignisse in Polen gedrängt hatten.

Hätte die Konterrevolution in Polen bereits damals gesiegt, wären die Nachschubwege für die in der DDR stationierten Truppen der Sowjetarmee und die Pipelines für die Energielieferungen aus der Sowjetunion, die durch Polen verliefen, abgeschnitten gewesen.

Zur damaligen Zeit brauchte die Sowjetunion die DDR noch in ihrer Europastrategie. Später hat ja Gorbatschow die DDR an Helmut Kohl verkauft.

Allerdings hatte Erich Honecker kein Interesse an einer Lösung, wie bei der Niederschlagung der versuchten Konterrevolution in Prag 1968. Denn dann wäre die „Entspannungspolitik“ gefährdet gewesen, auf die Honecker damals setzte. Dass die „Entspannungspolitik“ die indirekte Strategie war, um den Sozialismus von innen aufzuweichen, erkannte Honecker damals nicht.

So war die Aussetzung des visafreien Reiseverkehrs von der DDR nach Polen und die Einschränkung sonstiger Kontakte, eine Maßnahme, um das Überspringen der Konterrevolution auf die DDR zu vermeiden.

Auf Druck der Sowjetunion wurde als zweite Maßnahme den Polen Lebensmittelhilfe und sogar Kredite gewährt. Und das, obwohl die DDR selbst wenig hatte und nun ihre Bürger entsprechenden Mangel verspürten, was wiederrum Unzufriedenheit hervorrief.

Im November 1981 schlossen das MfS der DDR und das Innenministerium von Polen ein Abkommen über die Lieferung von Ausrüstung zur Niederschlagung der konterrevolutionären Ereignisse nach Polen. Damit signalisierte die DDR politische Unterstützung für Polen.

Wegen des Besuchs von Helmut Schmidt brach Erich Honecker sein Wort und spielte seinem Gast gegenüber Ahnungslosigkeit vor. In Wirklichkeit war die SED nicht unvorbereitet und wusste seit  Monaten, dass die BRD „mit entschiedenen Maßnahmen“ in Polen reagieren würde, wenn Honecker sein Wort gehalten hätte. Bundeskanzler Schmidt war auch nicht unvorbereitet. Er erklärte der Presse, dass die rote Linie der deutsch-deutschen Politik der Einmarsch der NVA in Polen wäre. Daran hielt sich Erich Honecker und Helmut Schmidt entschied seinen Besuch nicht abzubrechen, sondern fortzusetzen.

Dieser Blick in die Geschichte zeigt, dass die sozialdemokratische „Entspannungspolitik“ zur Schwächung der DDR, der anderen sozialistischen Länder in den Osteuropa und schließlich zum Sieg des Kapitalismus in der Welt und der Beseitigung der DDR seinen entscheidenden Beitrag leistete.

Entnommen aus: logo-welt-n-24

bearbeitet von Petra Reichel

Im Dienste des Friedens: Auslandsnachrichtendienst der DDR

Dieser Beitrag aus dem Blog “ Sascha´s Welt“ ist ein wichtiges Kapitel des Kalten Krieges.

Sascha's Welt

mfs-fahneIn einem neu aufgelegten Band zur Geschichte des DDR-Auslandsnachrichtendienstes berichten Agenten der Hauptverwaltung Aufklärung (HV A) über ihre Tätigkeit an den Schaltstellen westdeutscher Politik und Wirtschaft. Im Vorwort zu diesem Buch schreiben die Autoren Werner Großmann und Wolfgang Schwanitz: „Seit nunmehr einem Vierteljahrhundert ist die DDR Geschichte. Ihr Auslandsnachrichtendienst und alle anderen Institutionen sind es damit auch. Wer bei politischem Verstand ist, hat viele Gründe, dies zu bedauern. Der wichtigste Grund ist die Tatsache, daß inzwischen der Krieg wieder als eine normale Fortsetzung der Politik praktiziert wird.“

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