Zum Brandt-Besuch in der DDR 1970

Gastbeitrag von Karl-Heinz Schulze  

Kalle
Karl-Heinz Schulze

Es geht nicht darum wer Anschieber wie beim Bobsport war, sondern wer der Steuermann? Walter Ulbricht war schon kalt gestellt, danach verstorben und Honecker noch nicht ganz am Ruder. Da kamen der frühere regierende Bürgermeister von Berlin-West und sein Freund vom RIAS Egon Bahr gerade recht um die sogenannte „Neue Ostpolitik“ zu begründen. Sie streuten vorsichtig einige Zuckerkrümel aus und der ganze Kram ging als „Entspannungspolitik“ in die Geschichte ein. Es war eben ein Kurswechsel hin zur Sozialdemokratisierung der SED. Diesen Zeitraum habe ich persönlich sehr bewusst und schmerzhaft mitbekommen. Doch was interessieren manche Leute noch die persönlichen Erfahrungen der damals einfachen Parteimitglieder? Von zu vielen kleinen Parteifürsten wird das heute immer noch vom Tisch gefegt. Es war die Zeit als auch Willi Stoph ein sehr hohes Ansehen in der Bevölkerung der DDR hatte. Auch ich glaubte damals dass er der Neue in der Führung bleiben wird, weil ich es auch nicht besser wusste. Erst unter Honecker konnte sich der Revisionismus vollends durchsetzen. Dafür gibt es unwiderlegbare Beweise mit den entsprechenden geschichtlichen Entwicklungen.

 

 

 

Die Tutzinger Rede von Egon Bahr

Die Tutzinger Rede ist am 15. Juli 1963 im Politischen Club der Evangelischen Akademie in Tutzing gehalten worden. Diese Rede von Egon Bahr ist unter dem Schlagwort „Wandel durch Annäherung“ bekannt geworden. Sie ist eine der wenigen öffentlichen Ankündigungen des Strategiewechsels der Politik der BRD gegenüber der DDR. „Wandel durch Annäherung“ ist wörtlich gemeint, wurde damals aber nicht so empfunden. Die Politik unter dem Schlagwort „Wandel durch Annäherung“ löste Hoffnungen aus. Diese waren jedoch trügerisch.

Anstelle der offensiven und auf Konfrontation setzenden Konzepte der 1950er Jahre setzte Bahr auf die aktive Verständigung mit der DDR, weil jede Änderung nur mit Zustimmung, aber nicht gegen den Willen der Regierung der DDR zu erreichen sei.

Inhaltlich bezog sich Egon Bahr, zu diesem Zeitpunkt Presseamtschef des Westberliner Regierenden Bürgermeisters Willy Brandt, ausdrücklich auf die „Stategy of Peace“Rede von John-F.-Kennedy vom 10. Juni 1963 und deren Vorläufer im US-Wahlkampf 1960. Diese wiederum standen am Anfang einer internationalen „Entspannungspolitik“, die für Europa bereits nach der Errichtung des antifaschistischen Schutzwalls 1961 einen Strategiewechsel im Kalten Krieg mit sich brachte. Daran knüpfte die „neue Ostpolitik“ von Willy Brandt an.

Der Strategiewandel der US-Außenpolitik begann bereits nach der versuchten Konterrevolution in Ungarn im Jahre 1956. Diese Ereignisse in Ungarn zeigten die Grenzen der offensiven Roll-Back-Politik auf. Dies war auch ein Grund, dass die USA Ruhe bewahrt haben, als am 13. August 1961 der antifaschistische Schutzwall errichtet wurde.

Schon im Februar 1961 hatte eine Studie im Auftrag des US-Senats zur „United States Foreign Policy in the U.S.S.R. and Eastern Europe“ festgestellt, dass alle Versuche des Westens, eine „Befreiung“ Ostmitteleuropas zu erreichen, ausnahmslos gescheitert seien. Im Gegenteil: Die Sowjets und die mit ihnen verbündeten Regierungen in Ostmitteleuropa seien sogar gestärkt worden. Die Überlegungen zu einer Fortführung der offensiven Politik bezogen sich zu diesem Zeitpunkt nicht oder kaum mehr auf Europa, sondern auf die „Dritte Welt“.

Kennedys Brief an Willy Brandt kurz nach der Errichtung des antifaschistischen Schutzwalls machte deutlich, dass die Bewahrung des Status quo in Europa auch beinhalten werde, die Existenz zweier deutscher Staaten zu akzeptieren. Es wurde Ulbricht erlaubt..“, schreibt Willy Brandt im Rückblick, „..der Hauptmacht des Westens einen bösen Tritt vors Schienbein zu versetzen- und die Vereinigten Staaten verzogen nur verstimmt das Gesicht. (…) Was man meine Ostpolitik genannt hat, wurde vor diesem Hintergrund geformt.“ Brandt, Willy, Begegnungen und Einsichten. Die Jahre 1960-1975, Hamburg 1975, S. 17.)

So ergab sich in den ersten Jahren nach der Errichtung des antifaschistischen Schutzwalls die verquere Lage, dass Westberlin schrittweise Verhandlungen mit Berlin/DDR aufnahm und damit im Gegensatz zu Bonn und der zwar bröckelnden, aber noch gültigen Hallstein-Doktrin geriet, nach der Beziehungen zu Berlin/DDR unerwünscht waren. Konrad Adenauers Formel, nach der die „Entspannung“ der „Wiedervereinigung“ folgen solle, setzte der seit Februar 1963 amtierende sozialliberale Westberliner Senat unter Brandt eine aktive Verständigungspolitik mit der DDR entgegen. Diese Westberliner Linie wurde wenige Monate später, am 15. Juli 1963, von Egon Bahr in seinem Vortrag in Tutzing vorgestellt.

Die „kommunistische Herrschaft“, so Bahr, solle nicht beseitigt, sondern verändert werden. Mit Bezug auf die Praxis der Rollback-Politik des letzten Jahrzehnts betonte Bahr, dass eine Politik des Alles oder Nichts in Zukunft ausscheide. „ Das Vertrauen darauf, dass unsere Welt die bessere ist, (..) die sich durchsetzen wird, macht den Versuch denkbar, sich selbst und die andere Seite zu öffnen und die bisherigen Befreiungsmöglichkeiten zurückzustellen.“  Jede Politik zu direkten Sturz der Regierung der DDR sei aussichtslos, und diese Einsicht bedeute eben auch, dass jede Änderung nur mit Zustimmung der dortigen Regierenden zu erreichen sei. Auch der Versuch, durch Abbruch sämtlicher politischer und wirtschaftlicher Verbindungen oder durch bewusste Verschärfung der Situation einen Zusammenbruch zu bewirken, habe sich in der Vergangenheit als der falsche Weg erwiesen, da Ulbricht aus Krisen immer gestärkt hervorgegangen sei. Daher sei der einzig erfolgversprechende Weg derjenige Kennedys, „dass Handel mit den Ländern des Ostblocks entwickelt werden soll, wie es möglich ist, ohne unsere Sicherheit zu gefährden“. Dabei könne das Ziel natürlich nicht sein, „..die Zone zu erpressen“. „Befreiung aus der kommunistischen Herrschaft“ blieb dennoch weiterhin das übergeordnete Ziel. Bahr sprach nicht zufällig davon, „..die bisherigen Befreiungsvorstellungen zurückzustellen“.

Jedoch sollte das sowjetische „Herrschaftssystem“ vor allem von innen aufgelöst werden. Verstärkte Handelsbeziehungen mit dem Osten, so die Überlegung, erhöhten den dortigen Lebensstandard und würden auf Dauer auch die Konsumwünsche und sonstigen Ansprüche in der Bevölkerung wachsen lassen. Dies wiederum zwinge die „Machthaber“ einerseits zu einem direkten wirtschaftlichen Wettbewerb mit dem Westen, andererseits wahrscheinlich auch zu immer größeren politischen Zugeständnissen im Inneren.

Das war Egon Bahr ankündigte, war zur damaligen Zeit im Koordinatensystem des Kalten Krieges revolutionär, auch wenn man sich auf die USA, die Führungsmacht des Westens, berief. Konservative sahen in dieser neuen Strategie „Verrat“. Sie erkannten nicht, dass nicht die direkte Konfrontation, sondern die indirekte Strategie der Weg zu Erfolg war.

Die „Entspannungspolitik“ hatte auch vernünftige Seiten, wie das Passierscheinabkommen im Jahre 1963. In Bonn setzte man noch weiterhin auf die Hallstein-Doktrin.

Die damalige große Koalition geriet ab 1966 auf deutsch-deutschem politischen Gebiet in Turbulenzen, weil Bundeskanzler Kurt Georg Kiesinger einerseits einen offiziellen Briefwechsel mit dem Vorsitzenden des Ministerrates der DDR, Willi Stoph, führte, andererseits aber – ebenso offiziell – darauf bestand, die DDR nicht als Staat anzuerkennen. Kritik gegenüber dieser Inkonsequenz kam insbesondere auch von der FDP, die ab 1969 mit der SPD die sozialliberale Koalition unter Willy Brandt bildete. „Aufgabe der praktischen Politik in den jetzt vor uns liegenden Jahren ist es..“, hieß es in der Regierungserklärung vom 28. Oktober 1969, „…die Einheit der Nation dadurch zu wahren, dass das Verhältnis zwischen den Teilen Deutschlands aus der gegenwärtigen Verkrampfung gelöst wird.“ (Abgedruckt in Archiv der Gegenwart, Stankt Augustin 2000, S. 4880-4890; hier: S. 4881.)

Die Konsequenz des Strategiewechsels im Kalten Krieg in Europa waren Stellvertreterkriege in der „Dritten Welt“. Die von Kennedy erhoffte Verminderung der finanziellen Aufwendungen für den globalen Konflikt ergab sich daraus allerdings nicht zwangsläufig. Zwar führte die „Entspannungspolitik“ mittelfristig zu Abrüstungsverhandlungen und –verträgen, die den ungebremsten Ausbau bestimmter Waffensysteme zumindest zeitweilig verringerten. Aber die Rüstungen verlagerten sich zum einen regelmäßig auf die von den Vereinbarungen noch nicht erfassten Systeme. Zum anderen wuchsen die Ausgaben für die sogenannte passive Rüstung überproportional: Der Bau von Bunkern wurde in diesen Jahren auf beiden Seiten vorangetrieben. In den sozialistischen Ländern investierte man darüberhinaus verstärkt in den Ausbau des Sicherheitsapparates, um den unerwünschten Folgen der Annäherungen der Blöcke entgegenwirken zu können. Nun wissen wir, dass diese Investition erfolglos war.

Die Regierungen in den sozialistischen Ländern, insbesondere die Regierung der DDR sahen das Konzept des „Wandels durch Annäherung“ wie die „Neue Ostpolitik“ insgesamt mit einem lachenden und weinenden Auge. Der Nutzen für die DDR lag in der Anerkennung als Staat, die Gefahr in einer schleichenden Vereinnahmung. (So ist es ja schließlich gekommen.) Die SED jedenfalls sah damals die „Entspannungspolitik“, wie der damalige Außenminister der DDR, Otto Winzer, nach Bahrs Rede vermerkte, als „Aggression auf Filzlatschen“, die im schlechtesten Fall die seit der Errichtung des antifaschistischen Schutzwalls mühsam erreichte innere Konsolidierung der DDR zerstören könne. Zitiert nach Bahr, Egon, Zu meiner Zeit, München 1996, S. 157.                 Otto Winzer hat Recht behalten.

Die Jahre vor dem Beginn der Verhandlungen um den Grundlagenvertrag zwischen der BRD und der DDR waren, aufgrund der berechtigten Skepsis, von einer deutlichen Verschärfung der Beziehungen zwischen den beiden deutschen Staaten gekennzeichnet. Ulbricht wollte die internationale Anerkennung der DDR, aber gelichzeitig sollte der Kontakt mit dem Klassenfeind im Westen möglichst gering bleiben. Auch bei anderen osteuropäischen Regierungen bleib das Misstrauen gegenüber der „Neuen Ostpolitik“ zu spüren, wenngleich aus anderen Motiven. Hier befürchtete man eine allmähliche Aufweichung der Gemeinschaft der sozialistischen Länder, zudem aber auch eine Annäherung zwischen der DDR und der BRD. Zu nah war noch die Erinnerung an den zweiten Weltkrieg. Später fielen die sozialistischen Länder doch auf die „Entspannungspolitik“ herein. In Bezug auf die DDR kam es mit dem Besuch von Willy Brandt bei Willi Stoph in Erfurt 1970 und mit der Ablösung von Walter Ulbricht durch Erich Honecker zur Änderung in Bezug auf die „Entspannungspolitik“.

Widerstand gegenüber der Politik „Wandel durch Annäherung“ gab es 1969 im Westen von konservativer Seite. Obwohl der neue Konservative US-Präsident Richard Nixon und sein Außenminister Henry Kissinger langfristig die „Entspannungsbemühungen“ fortsetzten, stärkte der Wechsel in Washington zunächst die dortigen Vertreter der Strategie der Konfrontation im Kalten Krieg. Die Möglichkeiten, die sich dadurch boten, nahmen auch die „Vertriebenenorganisationen“(Revanchistenverbände) der BRD intensiv wahr. Tatsächlich konnten sie nicht nur in der BRD, sondern auch bei rechtskonservativen Kongressabgeordneten der USA erfolgreich Stimmung gegen die „Entspannungspolitik“ von Willy Brandt machen.

Die Bemühungen, mit Hilfe von Organisationen aus den USA, die Verträge Willy Brandts mit den sozialistischen Ländern zum Scheitern zu bringen, waren aber letztlich erfolglos. Die konservative US-Administration zu Nixon und Kissinger bewegte sich bereits 1970 deutlich in Richtung der Ostpolitik von Willy Brandt. Störend war in Washington allerdings, dass die sozialliberale Koalition in Bonn fast ohne Rücksprache mit Washington in Verhandlungen mit den sozialistischen Ländern trat.

Gegen harte konservative Widerstände wurden 1973 vier Verträge zwischen der BRD auf der einen und der Sowjetunion sowie ihrer Verbündeten auf der anderen Seite geschlossen: der Gewaltverzichtsvertrag mit der UdSSR(12. August 1970), die Grundlagenverträge mit Polen(7. Dezember 1970) und der DDR(21. Dezember 1972) sowie der Vertrag über die Beziehungen mit der Tschechoslowakei(11. Dezember 1973).

Geht man davon aus, dass im Kalten Krieg ständig die Gefahr eines Nuklearkrieges präsent war, so war die „Entspannungspolitik“ einschließlich der obengenannten Verträge zunächst vernünftig. Doch unter allen Umständen wollte der Westen als Sieger aus dem Kalten Krieg hervorgehen, was ja schließlich gelungen ist. Die „Entspannungspolitik“ war die indirekte Strategie zum Sieg des Westens. Das ist bis heute Vielen nicht bewusst.

Sowohl John-F. Kennedys „Strategy of Peace“ wie Egon Bahrs „Wandel durch Annäherung“ beruhten auf der Magnettheorie als Teil der Liberation Policy, lehnten aber offensivere Formen der „Befreiung vom Kommunismus“ strikt ab. Dies erwies sich zumindest für Europa als erfolgreich.

Trotz „Entspannungspolitik“ kam der NATO-„Doppelbeschluss“, also die Stationierung von Atomraketen der USA in der BRD und die Ankündigung des SDI-Programms von westlicher Seite. Die Gefahr eines Atomkrieges rückte in greifbare Nähe. So wurden die sozialistischen Länder entscheidend geschwächt(totgerüstet). In der Sowjetunion war es möglich, dass Gorbatschow Karriere machen konnte und nach ganz oben aufstieg. Mit Sprüchen, wie „Neues Denken“ u.a. Unsinn mehr, wickelte er alle ein und weckte falsche Hoffnungen. Die innere Aufweichung der sozialistischen Länder trug nun Früchte. Gorbatschow war die Krönung dessen. Die Konterrevolution konnte nun marschieren.

Quellen- und Literaturhinweise

Bahr, E., Zu meiner Zeit, München 1996.
Becher, W., Zeitzeuge. Ein Lebensbericht, München 1990.
Brandt, W., Begegnungen und Einsichten. Die Jahre 1960–1975, Hamburg 1976. Kissinger, H., Memoiren 1968-1973, München 1979.
Schild, G., Wer gewann den Kalten Krieg? Reflexionen in der amerikanischen Literatur, in: Zeitschrift für Geschichtswissenschaft 43 (1995), S. 149-158.
Stöver, B., Der Kalte Krieg. Geschichte eines radikalen Zeitalters, München 2007. Stöver, B., Pressure Group im Kalten Krieg. Die Vertriebenen, die USA und der Kalte Krieg 1947-1990, in: Zeitschrift für Geschichtswissenschaft 53 (2005), S. 897-911. Summy, R., Salla, M. E. (Hg.), Why the Cold War ended. A Range of Interpretations, Westport 1995.
Westad, O. A. (Hrg.), Reviewing the Cold War. Approaches, Interpretations, Theory, London 2000.

 

Text von Bernd Stöver, bearbeitet von Petra Reichel

Anmerkung: Bernd Stöver ist einer der wenigen ehrlichen bürgerlichen Historiker.

 

Entnommen von der Website: „100(0) Schlüsseldokumente zur Deutschen Geschichte im20. Jahrhundert.“

Website zu Tutzinger Rede

 

 

 

Betreiber der Website: Bayrische Staatsbibliothek

Impressumg Bayrische Staatsbibliothek

 

PDF-Dokument von oben genannter Website, das als Vorlage dieses Beitrages ist.

Tutzinger Rede

 

Warum lud Erich Honecker Helmut Schmidt ein?(1981)

Diese Frage vermag ich nicht zu beantworten. Vielleicht gibt es ehrliche Historikerinnen und Historiker, welche diese Frage beantworten können.

Döllnsee, Erich Honecker und Helmut Schmidt
1981 – Helmut Schmidt besucht Erich Honecker
Bildquelle:
Von Bundesarchiv, Bild 183-Z1212-049 / CC-BY-SA 3.0, CC BY-SA 3.0 de, Bild ist entsprechend verlinkt

 

 

Unverständlich ist das schon, weil ja Helmut Schmidt auf BRD-Seite der Initiator für die Stationierung der Atomraketen in der BRD war(„NATO-Doppelbeschluss“), die auf die sozialistischen Länder gerichtet waren.

Im Beitrag „Erich Honecker zwischen den Stühlen“ ist beschrieben, dass Erich Honecker der Zusage, dem Verbündeten Polen zu helfen die konterrevolutionären Umtriebe einzudämmen nicht nachkam, da gerade Helmut Schmidt zu Besuch war und die BRD, durch ihn vertreten, da wohl Druck machte.

Das ist ein Beispiel, wie es dem Westen mit der indirekten Strategie gelungen ist, die verbündeten sozialistischen Länder auseinander zu treiben.

Dass die Sowjetunion die DDR. z.B. bei Energielieferungen im Stich ließ, ist bekannt. Aber auch die anderen damaligen sozialistischen Länder wurden auseinander getrieben. Ein Teil der indirekten Strategie, der erfolgreich verlief.


Antwort von Dernier Crie auf Google+

Das ist ganz einfach zu erklären. Ende der 70er Jahre vereinbarten Genscher und die Sozialdemokraten mit den Konterrevolutionären in der Sowjetunion, die bekanntlich an den Hebeln der Macht saßen, hinter dem Rücken der DDR-Regierung eine DDR-Pflicht zur friedlichen Koexistenz. Der Befehl aus Moskau, sich mit der Bundesregierung ins Benehmen zu setzen, konnte nicht ignoriert werden. Also machten die DDR-Regierenden gute Miene zum bösen Spiel. Die „friedliche Koexistenz“ war der Hebel für den Todesstoß der Revolution.

 

antwort-dernier-crie-zu-honecker-und-schmidt
Kommentar auf Google+ zum Beitrag

Erich Honecker

Die Trommler - Archiv

Erich Honecker wurde am 25. August 1912 in Neunkirchen(heutiges Bundesland Saarland) geboren und ist am 29. Mai 1994 in Santiago de Chile gestorben.

Erich Honecker Erich Honecker (1976)

Bildquelle:
Von Bundesarchiv, Bild 183-R1220-401 / Unbekannt / CC-BY-SA 3.0, CC BY-SA 3.0 de, Bild ist entsprechend verlinkt

Sein Vater Wilhelm Honecker (1881-1969) war Bergarbeiter und heiratete 1905 Caroline Catharina Weidenhof(1883-1963). Zusammen hatten sie sechs Kinder. Von Neunkirchen(Saar) zog die Familie nach Wiebelskirchen(heute Stadtteil von Neunkirchen).

Elternhaus Erich Honeckers Erich Honeckers Elternhaus(Neunkirchen, Kuchenbergstraße)

Bildquelle:
Von EPei aus der deutschsprachigen Wikipedia, CC BY-SA 3.0, Bild ist entsprechend verlinkt

Nach seinem zehnten Geburtstag, im Sommer 1922, wurde Erich Honecker Mitglied der Kommunistischen Kindergruppe in Wiebelskirchen, mit 14 trat er dem Kommunistischen Jugendverband Deutschland(KJVD) bei, mit 17 auch der KPD. Im KJVD wurde er 1928 zum Ortsgruppenleiter gewählt.

Da Erich Honecker nach seiner Schulzeit nicht gleich eine Lehrstelle fand, arbeitete er zunächst zwei Jahre bei einem Bauern in…

Ursprünglichen Post anzeigen 2.055 weitere Wörter

Erich Honecker zwischen den Stühlen

Ein polnischer Historiker hat das aufgedeckt. (entnommen aus WELT N24) Hier dargelegt aus der Sicht von Petra Reichel

Einerseits war Erich Honecker in die sozialdemokratische „Entspannungspolitik“ eingebunden, andererseits machte im verbündeten Nachbarland Polen die Konterrevolution mobil.

Plötzlich war in den westlichen Medien von Gewerkschaft, Arbeiterbewegung und Arbeitskampf die Rede. Solidarność wurde als große Gewerkschaft hochstilisiert. Nun da die Solidarność ihre Aufgabe erfüllt hat, ist sie in der Bedeutungslosigkeit verschwunden. Heute sind Arbeitsbedingungen und Arbeiterrechte in Polen für die Medien uninteressant.

Am 13. Dezember 1981 wurde das Kriegsrecht über Polen verhängt. Seit dem 11. Dezember 1981 befand sich der damalige Bundeskanzler Schmidt auf Staatsbesuch in der DDR.

Gegenüber Helmut Schmidt tat Erich Honecker überrascht, als das Kriegsrecht über Polen verhängt wurde.

helmut-schmidt-erich-honecker
Erich Honecker und Helmut Schmidt
Erich Honecker und Helmut Schmidt am 12. Dezember 1981. Der SED-Chef spielte dem Bundeskanzler am nächsten Tag vor, von der Verhängung des Kriegsrechts in Polen überrascht worden zu sein.
Bildquelle: Quelle: picture alliance / ASSOCIATED PR

Natürlich waren die Verantwortlichen in der DDR über die Vorgänge informiert. Erich Honecker hatte zu den Regierungschefs der sozialistischen Länder gehört, die auf ein entschiedenes Vorgehen gegen die konterrevolutionären Ereignisse in Polen gedrängt hatten.

Hätte die Konterrevolution in Polen bereits damals gesiegt, wären die Nachschubwege für die in der DDR stationierten Truppen der Sowjetarmee und die Pipelines für die Energielieferungen aus der Sowjetunion, die durch Polen verliefen, abgeschnitten gewesen.

Zur damaligen Zeit brauchte die Sowjetunion die DDR noch in ihrer Europastrategie. Später hat ja Gorbatschow die DDR an Helmut Kohl verkauft.

Allerdings hatte Erich Honecker kein Interesse an einer Lösung, wie bei der Niederschlagung der versuchten Konterrevolution in Prag 1968. Denn dann wäre die „Entspannungspolitik“ gefährdet gewesen, auf die Honecker damals setzte. Dass die „Entspannungspolitik“ die indirekte Strategie war, um den Sozialismus von innen aufzuweichen, erkannte Honecker damals nicht.

So war die Aussetzung des visafreien Reiseverkehrs von der DDR nach Polen und die Einschränkung sonstiger Kontakte, eine Maßnahme, um das Überspringen der Konterrevolution auf die DDR zu vermeiden.

Auf Druck der Sowjetunion wurde als zweite Maßnahme den Polen Lebensmittelhilfe und sogar Kredite gewährt. Und das, obwohl die DDR selbst wenig hatte und nun ihre Bürger entsprechenden Mangel verspürten, was wiederrum Unzufriedenheit hervorrief.

Im November 1981 schlossen das MfS der DDR und das Innenministerium von Polen ein Abkommen über die Lieferung von Ausrüstung zur Niederschlagung der konterrevolutionären Ereignisse nach Polen. Damit signalisierte die DDR politische Unterstützung für Polen.

Wegen des Besuchs von Helmut Schmidt brach Erich Honecker sein Wort und spielte seinem Gast gegenüber Ahnungslosigkeit vor. In Wirklichkeit war die SED nicht unvorbereitet und wusste seit  Monaten, dass die BRD „mit entschiedenen Maßnahmen“ in Polen reagieren würde, wenn Honecker sein Wort gehalten hätte. Bundeskanzler Schmidt war auch nicht unvorbereitet. Er erklärte der Presse, dass die rote Linie der deutsch-deutschen Politik der Einmarsch der NVA in Polen wäre. Daran hielt sich Erich Honecker und Helmut Schmidt entschied seinen Besuch nicht abzubrechen, sondern fortzusetzen.

Dieser Blick in die Geschichte zeigt, dass die sozialdemokratische „Entspannungspolitik“ zur Schwächung der DDR, der anderen sozialistischen Länder in den Osteuropa und schließlich zum Sieg des Kapitalismus in der Welt und der Beseitigung der DDR seinen entscheidenden Beitrag leistete.

Entnommen aus: logo-welt-n-24

bearbeitet von Petra Reichel