Oft werden Kommunisten mit Nazis gleichgestellt und somit die Opfer des Faschismus mit den Tätern auf eine Stufe gestellt. Das ist die Opfer=Täter-Theorie.
Wo liegt der Ursprung dieser Art der antikommunistischen Propaganda?
Wenn man in die Geschichte verschiedner Länder zurückblickt, gibt es viele Ursprünge dieser Opfer=Täter-Theorie und es tun sich viele Themenfelder auf. Es würde den Rahmen dieses Beitrages sprengen, wenn restlos auf diese einginge. So beschränkt sich dieser Beitrag auf die USA im Zusammenhang mit dem Kalten Krieg.
USA
Vor den Halbzeitwahlen 1946 beschimpften Vertreter der Republikaner die Demokratische Partei als red fascists („rote Faschisten“). Dies drückte ihre Ablehnung der Anti-Hitler-Koalition mit der Sowjetunion und der bisherigen Politik Franklin D. Roosevelts im aufkommenden Kalten Krieg aus. Das „Blackmailing“ (öffentliche Denunzieren mit Namenslisten) missliebiger Personen, vielfach von Schwarzen, Künstlern und Intellektuellen, als „red fascists“ verbreitete sich 1947 auch in Fernsehgesellschaften der USA. 1948 war „red fascists“ im McCarthyismus bereits ein gängiger Ausdruck für alle vermuteten Kommunisten und ihre Anhänger in allen gesellschaftlichen Bereichen der USA geworden, etwa in den Gewerkschaften, Universitäten und Medien.Nach der Entmachtung McCarthys 1954 gebrauchte J. Edgar Hoover, der Gründer und langjährige Leiter des FBI, die Begriffe „red fascists“ oder „communazis“ weiterhin für alle Personen, die er für Kommunisten hielt: darunter viele deutsche Antifaschisten, die in der NS-Zeit in die USA geflohen waren.
Der US-amerikanische Soziologe Lewis Samuel Feuer deutete die Neue Linke als „left wing fascism“ und erklärte diesen aus einem Generationenkonflikt. (Das Argument mit dem Generationenkonflikt ist auch in der (Alt-)BRD gängig.) Auch Irving Louis Horowitz kennzeichnete die Studentenbewegung der 1960er Jahre 1970 als neuen, linksgerichteten Faschismus. 1981 beschrieb Horowitz einen gegenwärtigen „left-wing fascism“ als „infantile Unordnung“. Er bezog sich dabei auf den Linksterrorismus, den er als Ergebnis der Ideen der Frankfurter Schule deutete. Der linke habe viel vom rechten Faschismus gelernt, sei aber urban und elitär. In ihm drücke sich ein Klassengegensatz in der Industriegesellschaft aus.
Joseph Raymond „Joe“ McCarthy (* 14. November 1908 in Grand Chute, Wisconsin; † 2. Mai 1957 in Bethesda, Maryland) war ein US-amerikanischer Politiker. Er gehörte der Republikanischen Partei an und wurde bekannt wegen seiner Kampagne gegen eine angebliche Unterwanderung des Regierungsapparates der Vereinigten Staaten durch Kommunisten. Nach ihm benannt ist die so genannte McCarthy-Ära der frühen 1950er Jahre, in der antikommunistische Verschwörungstheorien und Denunziationen das politische Klima in den USA bestimmten.
Joseph McCarthy 1954
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„Joseph McCarthy“ von United Press – Library of Congress. Lizenziert unter Gemeinfrei über Wikimedia Commons -Bild ist entsprechend verlinkt
McCarthy wurde als fünftes von sieben Kindern streng katholischer Farmer geboren. Um zum Unterhalt der Familie beizutragen, brach er 1922 die Schule vorzeitig ab und betrieb unter anderem eine kleine Geflügelzucht und einen Lebensmittelladen. Er holte seinen High-School-Abschluss 1928 in nur einem Jahr nach und nahm ein Jurastudium an der Marquette-Universität auf. Ab 1935 war er als Rechtsanwalt tätig, 1939 wurde er zum Bezirksrichter von Wisconsin gewählt. 1942 meldete er sich zum Einsatz im Zweiten Weltkrieg und wurde als Nachrichtenoffizier der US-Luftwaffe eingesetzt. In der Heimat stilisierte er sich durch geschickte Publicity und Manipulation zum kampferfahrenen Heckschützen „Tail-Gunner Joe“, inklusive angeblicher Verwundung im Gefecht mit (gefälschter) späterer Belobigung; tatsächlich hatte er bei der Truppe einen Partyunfall. An ernsthaften Kampfeinsätzen war er aufgrund seiner Dienststellung kaum mit persönlichem Risiko beteiligt; „Bordschütze“ beim Marine Corps auf Bougainville war er nur im bereits militärisch gesicherten Hinterland, wo er Zivilschäden anrichtete.
Nach seiner Rückkehr nutzte McCarthy sein fabriziertes Image als Kriegsheld bei den Vorwahlen der Republikaner von Wisconsin: „Wisconsin needs a tail-gunner“ war der Claim seiner Kampagne. Sein Gegenkandidat, Senator Robert La Follette Jr., der altersbedingt nicht am Weltkrieg hatte teilnehmen können, konnte dem wenig entgegensetzen. Dass La Follette von 1934 bis 1944 die Wisconsin Progressive Party vertreten hatte und erst kurz zuvor zu den Republikanern zurückgekehrt war, kostete ihn weitere Sympathien beim Parteivolk. McCarthy, der zudem verbreitete, La Follette sei ein Kriegsgewinnler gewesen, gewann knapp die Vorwahlen. Im November 1946 setzte er sich dann mit 61,2 % der Stimmen gegen seinen demokratischen Konkurrenten Howard McMurray durch und zog in den Senat ein.
Den 80. Kongress der Vereinigten Staaten (1947–1948) dominierten die Republikaner, die erstmals seit 1933 die Mehrheit in beiden Kammern stellten. Als jüngster Senator verstand es McCarthy schnell, sowohl durch zahlreiche Gesetzesinitiativen als auch durch beste Kontakte zur Presse (darunter der Kolumnist Jack Anderson, später sein erbitterter Gegner) und zu den Spitzenleuten der Republikanischen Partei sein Image als Mann mit großer politischer Zukunft auszubauen. Die konservative „Saturday Evening Post“ beschrieb ihn im August 1947 als „bemerkenswerten Neuling im Senat“
Politisch harmonierte McCarthy in den meisten Fragen mit dem konservativen Flügel der Republikaner um deren Senatsführer Robert Taft. Die Themen, denen er sich besonders widmete, wurden von den Sorgen der unmittelbaren Nachkriegszeit bestimmt: Er setzte sich für ein schnelles Ende der Rationierung von Zucker ein und engagierte sich für das Überwinden der prekären Wohnungssituation in weiten Teilen der USA. Politische Gegner warfen ihm später vor, in beiden Feldern als Lobbyist agiert zu haben, in der Zuckerfrage für „Pepsi-Cola“ und in der Wohnungsfrage für ein Bauunternehmen aus Ohio.
Frühzeitig trat McCarthy auch mit scharf antikommunistischen Äußerungen hervor. Er sprach sich schon 1947 für ein Verbot der Kommunistischen Partei der USA (KPUSA) aus und erklärte im Juli desselben Jahres:
„Wir befinden uns bereits seit einiger Zeit im Krieg mit Russland, und Russland ist dabei, diesen Krieg schneller zu gewinnen, als dies uns selbst am Ende des letzten Krieges gelang – so dass wir dabei sind, diesen zu verlieren.“
Mit seiner ruppigen und bedenkenlosen Art hatte sich McCarthy in Washington wenig Freunde gemacht. Als die Legislaturperiode sich 1950 ihrem Ende zuneigte, fehlte ihm noch ein Thema, das ihm Popularität und die Wiederwahl sichern konnte.
McCarthys antikommunistische Kampagne
Beginn
McCarthy begann seine Kampagne gegen die angebliche Unterwanderung des Regierungsapparats durch Kommunisten Anfang 1950. Vor dem „Republican Women’s Club“ in Wheeling, West Virginia, erklärte er am 9. Februar 1950, er sei im Besitz einer Liste mit den Namen von 205 Personen, von denen der demokratische Außenminister Dean Acheson wisse, dass es sich bei ihnen um „Mitglieder der Kommunistischen Partei“ handle und die „dennoch weiterhin im Außenministerium arbeiten und dessen Politik mitbestimmen“ dürften.
McCarthy war nicht imstande, seine Behauptung zu untermauern und konkrete Namen zu nennen. In den folgenden Wochen variierte er seine Angaben zur Zahl der ihm angeblich namentlich bekannten Kommunisten im Staatsdienst erheblich. Tatsächlich existierte eine solche Namensliste überhaupt nicht. Dennoch stießen seine Äußerungen auf großes Echo in Medien und Gesellschaft. Im aufgeheizten Klima der Frühphase des Kalten Krieges wirkte die indirekte Beschuldigung, der amtierende amerikanische Außenminister decke eine kommunistische Unterwanderung seines Ministeriums, sensationell. Nicht wenige Menschen waren geneigt, McCarthy Glauben zu schenken, weil sie sich die jüngsten Erfolge des lange Zeit in wissenschaftlichen und militärischen Belangen als hoffnungslos rückständig angesehenen kommunistischen Lagers nur durch Verrat und verdeckte Kollaboration von Amerikanern erklären konnten.
Erst im September 1949 war es der Sowjetunion gelungen, erfolgreich eine eigene Atombombe zu testen; Schlagzeilen über das Geständnis des deutsch-britischen Atomspions Klaus Fuchs bestätigten Anfang Februar 1950 den in der amerikanischen Öffentlichkeit grassierenden Verdacht, diese Entwicklung sei durch Geheimnisverrat aus dem Westen ermöglicht worden.Außerdem hatte Mao Zedong am 1. Oktober 1949 die Volksrepublik China proklamiert und damit den für die meisten Amerikaner gleichsam überraschenden wie schockierenden Sieg der Kommunisten im chinesischen Bürgerkrieg markiert. In Ostasien standen zudem direkte militärische Auseinandersetzungen der beiden politischen Systeme in Form des Koreakrieges unmittelbar bevor.
Die „Wheeling-Rede“ und einige öffentliche Auftritte, die ihr folgten, machten den zuvor weitgehend unbekannten Senator aus Wisconsin innerhalb weniger Tage zu einem begehrten Interview-Partner. Vielen Zeitungen waren McCarthys Anschuldigungen Schlagzeilen wert. Im Rahmen einer seiner regelmäßigen Pressekonferenzen sah sich Präsident Harry S. Truman bereits am 16. Februar dazu gedrängt, auf McCarthys mehrfache Stellungnahmen über Kommunisten im Außenministerium zu reagieren, indem er erklärte, diese enthielten „nicht ein wahres Wort“.
Von Journalisten dazu aufgefordert, seine Behauptungen über Kommunisten im Außenministerium zu belegen, erklärte McCarthy auf einer eigenen Pressekonferenz, er werde dem Senat auf Wunsch „detaillierte Informationen“ hierüber präsentieren. Noch im Februar 1950 bildete der Ausschuss für auswärtige Angelegenheiten des Senats daher einen betreffenden Unterausschuss, das „Subcommittee on the Investigation of Loyalty of State Department Employees“ („Unterausschuss zur Überprüfung der Staatstreue von Angestellten des Außenministeriums“), besser bekannt unter der Bezeichnung „Tydings Committee“ (Tydings-Ausschuss) – benannt nach seinem Vorsitzenden, dem demokratischen Senator Millard Tydings.
Dieser Unterausschuss verlangte von McCarthy, die Namen der angeblichen Kommunisten im State Department zu nennen, doch der Senator konnte nur wenige verdächtige Beamte namhaft machen. Nach fünf Monaten intensiver Untersuchungen kam das Tydings-Komitee in einem am 17. Juli 1950 veröffentlichten Bericht zu dem Ergebnis, dass die von McCarthy genannten Personen weder Kommunisten seien noch mit dem Kommunismus sympathisierten. McCarthys Beschuldigungen seien „Betrug und Schwindel, die am US-Senat und dem amerikanischen Volk verübt worden“ seien. Der Bericht war von den drei demokratischen Ausschussmitgliedern unterzeichnet worden, nicht jedoch von den zwei Republikanern im Komitee.
Das Tydings Committee hatte McCarthy die Publizität gegeben, die er sich gewünscht hatte. Im November 1950 wurde er mit 54,2 % der Stimmen wiedergewählt, sein demokratischer Gegenkandidat Thomas E. Fairchild erhielt 45,6 %. McCarthy setzte seine Kampagne mit unverminderter Heftigkeit fort. So beschuldigte er etwa den bekannten liberalen Kolumnisten Drew Pearson, ein „von Moskau gesteuerter Rufmörder“ zu sein, der den ehemaligen Verteidigungsminister James V. Forrestal „zu Tode gehetzt“ habe. Forrestal hatte sich, an einer schweren Depression erkrankt, im Mai 1949 aus dem sechzehnten Stock des Marinekrankenhauses in Bethesda gestürzt. General George C. Marshall, der demokratische Ex-Außenminister, wurde von McCarthy im Juni 1951 verdächtigt, mit den Kommunisten im Bunde zu stehen, denn 1947 hatte der spätere Friedensnobelpreisträger empfohlen, die Militärhilfe für die nationalchinesische Bewegung Chiang Kai-sheks einzustellen. Die seines Erachtens kritische Lage der Nation könne nur mit bösen Absichten erklärt werden, die in der Truman-Regierung insgeheim verfolgt würden:
„Das muss das Ergebnis einer großen Verschwörung von derart gewaltigem Ausmaß sein, dass es jedes frühere ähnliche Unternehmen in der Menschheitsgeschichte lächerlich klein erscheinen lässt. Eine Verschwörung der Schande, so finster, dass ihre Führer, wenn sie einmal aufgedeckt worden sein wird, für immer den Fluch aller rechtschaffenen Menschen verdienen. […] Was soll man zu dieser ununterbrochenen Serie von Entscheidungen und Handlungen sagen, die zu einer Strategie der Niederlage beitragen? Man kann sie nicht auf Inkompetenz zurückführen […] Nach den Gesetzen der Wahrscheinlichkeit müsste dann ja wenigstens ein Teil […] der Entscheidungen den Interessen des Landes dienen.“
Im Wahlkampf 1952 konzentrierte McCarthy seine Angriffe auf den demokratischen Präsidentschaftskandidaten Adlai Stevenson, aus dessen diversen Beziehungen zu ehemaligen Linken er eine „guilt by association“ konstruierte: Weil sich seine Mitarbeiter und Bekannten nicht eindeutig gegen den Kommunismus positioniert hätten, mache sich auch Stevenson einer Unterstützung des Kommunismus schuldig. Im Januar 1954 diffamierte McCarthy in einer Pressekonferenz schließlich die gesamte Regierungszeit der demokratischen Präsidenten Roosevelt und Truman seit 1933 als „zwanzig Jahre Hochverrat“. Vor Verleumdungsklagen war McCarthy bei all diesen ehrverletzenden Behauptungen stets geschützt, weil er als Senator politische Immunität genoss.
Vorsitzender des Government Operations Committee
Im November 1952 gewann der Kandidat der Republikanischen Partei Dwight D. Eisenhower die Präsidentschaftswahlen, die Republikaner erreichten eine knappe Mehrheit in beiden Kammern des Kongresses. Umstritten ist, ob McCarthys Kampagne ihnen dabei geschadet oder genutzt hat. Kandidaten, die eng mit ihm verbunden waren, schnitten schlechter ab als solche, die größere Distanz gewahrt hatten. Auch die Wahlergebnisse aus Wisconsin rechtfertigen Zweifel an McCarthys damaliger Popularität: Im Heimatstaat des Senators wurde der moderate Eisenhower mit 61 % der Stimmen gewählt, während McCarthy selbst nur 54 % erzielte – sieben Prozentpunkte weniger als sechs Jahre zuvor.
Dennoch herrschte in der Republikanischen Partei die Überzeugung vor, der Wahlerfolg sei zumindest zum Teil dem Thema Antikommunismus im Allgemeinen und McCarthy im Besonderen geschuldet. Als Dankesgeste wurde McCarthy 1953 von der Parteiführung der begehrte Posten des Vorsitzenden eines Senatsausschusses offeriert – allerdings nur für das eher unbedeutende „Government Operations Committee“ (GOC). Ein Ziel war dabei bereits, den als mögliche Kompromittierung empfundenen Parteifreund von weiteren politischen Eskapaden abzuhalten und in parlamentarischer Routinearbeit dort einzubinden, „wo er keinen Schaden anrichten kann“, wie es der republikanische Mehrheitsführer Taft ausdrückte. McCarthy trat öffentlichen Spekulationen, er werde sich in Zukunft weniger mit der kommunistischen Bedrohung der USA auseinandersetzen, sofort entschieden entgegen.
Aufgabe des Ausschusses war eine allgemeine Kontrolle staatlicher Behörden und Institutionen. McCarthys Interesse lag vor allem darin, dessen 1952 eingerichteten Ständigen Unterausschuss für Untersuchungen (Permanent Subcommittee on Investigations) zu einem Instrument zur Erforschung der von ihm behaupteten kommunistischen Unterwanderung der amerikanischen Gesellschaft zu machen und dabei öffentlichkeitswirksame Gesinnungsprüfungen innerhalb des Regierungsapparates durchzuführen. McCarthys Ausschuss rivalisierte dabei mit dem „Ausschuss für unamerikanische Umtriebe“ des Repräsentantenhauses (HUAC) und dem Justizministerium darum, wer die sensationellsten Schlagzeilen bekam.] Im HUAC hatte Eisenhowers Vizepräsident Richard Nixon ab 1948 eine Rolle gespielt, wie McCarthy sie jetzt für sich selbst im GOC ausmalte. In der Öffentlichkeit wurden beide Ausschüsse daher später oft verwechselt.
McCarthy nutzte die neuen Vorrechte eines Ausschussvorsitzenden dazu aus, den Kurs des Unterausschusses fast im Alleingang zu bestimmen. So überraschte er selbst dessen republikanische Mitglieder oft dadurch, dass er ihnen erst am Tage einer Anhörung den Gegenstand der Beratungen offenbarte. Mit einigem Geschick formte er außerdem in kürzester Zeit einen schlagkräftigen Stab, indem er junge, ambitionierte Juristen wie Roy Cohn und Robert F. Kennedy engagierte. Innerhalb weniger Wochen entwickelte McCarthy ein so breit gefächertes Interesse an der Kontrolle von Regierung und Behörden, dass die spektakulären und fast täglich abgehaltenen Anhörungen seines Unterausschusses im ersten Halbjahr 1953 sein Image bis heute entscheidend prägen. Cohn wurde sehr bald zu McCarthys wichtigstem Mitarbeiter, der großen Einfluss auf den Gang dieser Untersuchungen gewann.
Insgesamt wurden während McCarthys Amtszeit als Ausschussvorsitzender 653 Zeugen vorgeladen, deren Bürgerrechte systematisch missachtet wurden. Die Anhörungen nahmen den Charakter von Gerichtsverhandlungen an, mit dem Unterschied, dass an ihrem Ende nicht eine rechtskräftige Verurteilung oder ein Freispruch stand, sondern häufig der Ruin des Rufes und des öffentlichen Ansehens, wogegen den Betroffenen keine Rechtsmittel zur Verfügung standen. Beriefen sie sich auf ihr im 5. Verfassungszusatz verbrieftes Recht, die Aussage zu verweigern, gab McCarthy ihre Namen der Öffentlichkeit preis und beschimpfte die Personen als „5. Zusatz-Kommunisten“. In seiner Rolle als Ankläger und Richter in einer Person stilisierte er sich selbst zum Bewahrer US-amerikanischer Werte, zum Beschützer vor der „Roten Gefahr“. Dabei nahm er auch keine Rücksicht auf die Tatsache, dass die Regierung nun von seiner eigenen Partei gestellt wurde. Die Protokolle der in nichtöffentlichen Sitzungen („Executive Sessions“) abgehaltenen Anhörungen wurden erst im Jahr 2003 für die Öffentlichkeit freigegeben.
Anhörungen zur „Voice of America“ und dem „US Information Service“
In der ersten Jahreshälfte 1953 profilierte sich McCarthy vor allem mit Anhörungen über die „International Information Administration“ (IIA). Die Behörde mit halbautonomem Status im State Department beschäftigte zu Beginn des Jahres 1953 weltweit rund 10.000 Mitarbeiter und verfügte über einen Etat von 100 Millionen Dollar. Neben dem Radiodienst der „Voice of America“ (VoA), der Sendungen in 40 Sprachen für potentiell 300 Millionen Hörer produzierte, gehörte in ihren Verantwortungsbereich vor allem der „United States Information Service“ (USIS, auch „Foreign Information Service“, FIS genannt). In dessen annähernd 200 Information Centers im Ausland waren die unterschiedlichsten Kultur-, Informations- und Weiterbildungsprogramme lokalisiert. Stark frequentiert wurden dabei insbesondere die Bibliotheken dieser auch als „Amerika-Häuser“ bezeichneten Einrichtungen. Allein 41 „Information Centers“ waren mit Blick auf die Reeducation in der BRD und in Westberlin eingerichtet worden. Seit 1945 war es fast schon Tradition unter Republikanern im Kongress geworden, das Personal von VoA und USIS als kommunistisch unterwandert und das ganze Programm als eine einzige gigantische Misswirtschaft zu brandmarken – ein Leitmotiv, das nun von McCarthy aufgegriffen wurde.
McCarthy erklärte am 12. Februar 1953, sein Komitee werde sich mit sofortiger Wirkung mit „Missmanagement, Subversion und Vetternwirtschaft“ innerhalb der VoA beschäftigen. Einer der Vorwürfe lautete, dass ihr Programm zu stark links orientiert sei. Belegt wurde dies mit einer IIA-Instruktion, wonach Werke des kommunistischen Schriftstellers Howard Fast („Spartacus“) als Demonstrationsmaterial benutzt werden konnten. McCarthy verschwieg, dass die Erlaubnis, Werke von Fast zu verwenden, im Kontext einer tatsächlich gegen kommunistische Autoren und deren Werke zielenden IIA-Richtlinie lediglich als Ausnahmefall aufgeführt worden war.
In den sechs Wochen andauernden, zum Teil vom Fernsehen übertragenen Anhörungen dehnte er seine Untersuchung gleich auf das gesamte „Foreign Information Program“ des USIS aus. Er schuf dabei mit seinem Komitee ein Forum, in dem selbst extreme und ehrverletzende Beschuldigungen aufmerksame Zuhörer fanden. Statt sich, wie von der Parteiführung erhofft und von McCarthy selbst zunächst zugesagt, auf die Untersuchung der Verschwendung öffentlicher Gelder zu konzentrieren, rückte McCarthy die angebliche kommunistische Unterwanderung der amerikanischen Gesellschaft ins Zentrum der Anhörungen. Handfeste Enthüllungen gab es dabei kaum: sofern die von Zeugen erhobenen Vorwürfe juristischen Belang besaßen, waren die eigentlich verantwortlichen Strafverfolgungsbehörden ihnen längst, teilweise schon vor Jahren, nachgegangen. Dennoch wurden eine ganze Reihe von VoA- und sonstigen IIA-Mitarbeitern infolge der Anhörungen versetzt oder gekündigt. Ein VoA-Angestellter beging nach seiner Zeugenaussage Selbstmord.
Da während der VoA-Untersuchung ein Zeuge ausgesagt hatte, dass die Werke von nicht weniger als 75 kommunistischen Autoren zum Bestand von Bibliotheken des USIS gehörten, geriet nun auch die Arbeit der Information Centers im Ausland in McCarthys Schussfeld. Daraufhin gab Außenminister John Foster Dulles am 17. März 1953 die Anweisung aus: „Werke kommunistischer Autoren sind aus allen öffentlichen Bibliotheken und Information Centers des USIS zu entfernen“, wofür McCarthy ihn öffentlich lobte. Auch bei der Definition dessen, was ein „Kommunist“ sei, richtete man sich im Außenministerium nach den Richtlinien des Senators: Als Kommunist, dessen Bücher dem Bann unterliegen sollten, galt unter anderem auch jeder, der mit Hinweis auf den Fünften Verfassungszusatz die Aussage vor einem Kongressausschuss verweigert hatte.
Nach weiteren Untersuchungen in der Sache schickte McCarthy seine Mitarbeiter Roy Cohn und G. David Schine auf eine Inspektionsreise nach Europa, wo sie sich davon überzeugen sollten, dass die neuen, strikten Richtlinien des State Department inzwischen umgesetzt worden waren. Weil einer der zwangsgeladenen Zeugen McCarthy bei einer Ausschusssitzung vorgehalten hatte, er plane eine „Bücherverbrennung“ im Stile der Nazis, wurde diese Reise in verschiedenen Medien bald auch als „Bücherverbrennungsmission“ („book-burning mission“) bezeichnet. Sie führte zwischen dem 4. und dem 18. April 1953 in zehn europäische Städte (Paris, Bonn, Berlin, Frankfurt/Main, München, Wien, Belgrad, Athen, Rom, London) und entwickelte sich sehr schnell zu einem umfassenden PR-Desaster, wobei McCarthys Mitarbeiter insbesondere in europäischen Zeitungen und Zeitschriften häufig als jugendliche Rowdys dargestellt wurden. Cohn schrieb später in seinen Memoiren:
„Unwissentlich boten David Schine und ich McCarthys Feinden die Gelegenheit, die Mär zu verbreiten, dass ein Paar junger, unerfahrener Clowns durch Europa gedüst sei, dabei Beamte des State Department herumkommandiert und Bücher verbrannt habe, und dabei überall, wo sie aufgetaucht seien, Chaos verbreitet und die internationalen Beziehungen nachhaltig gestört hätten.“ – Roy Cohn
Weil er in der Bibliothek des Frankfurter Amerika-Hauses auf die Kriminalromane „Der Malteser Falke“ und „Der dünne Mann“ von Dashiell Hammett (der sich zuvor vor McCarthys Unterausschuss auf den Fünften Verfassungszusatz berufen hatte) gestoßen war, konnte Cohn triumphierend erklären, die Dulles-Richtlinien seien offenbar noch nicht überall befolgt worden.
Konflikt mit dem Militär
Wenig später im Herbst 1953 begann McCarthys Ausschuss, nach Kommunisten in den Streitkräften zu suchen. Zum Konflikt kam es beim Fall eines New Yorker Zahnarztes, der zum Major befördert und ehrenhaft aus der Armee entlassen worden war, obwohl er sich geweigert hatte, Angaben zu einer etwaigen Mitgliedschaft in subversiven Organisationen zu machen. Als der zuständige Brigadegeneral vor dem Ausschuss ausweichend antwortete, schrie McCarthy ihn an, er habe den „Verstand eines fünfjährigen Kindes“ und sei „ungeeignet, die Uniform eines Generals zu tragen“. Diese Beschimpfungen führten dazu, dass der United States Secretary of the Army, Robert T. Stevens, seinen Offizieren verbot, vor McCarthys Ausschuss zu erscheinen. Allerdings konnte er diese Anweisung nicht aufrechterhalten.
Stattdessen begann die Armee nun, wie McCarthy selber glaubte, die Demütigung eines ihrer Mitarbeiter mit gleicher Münze heimzuzahlen. Anfang 1954 beschuldigte sie McCarthy und Cohn, unzulässigen Druck auszuüben, um die militärische Karriere ihres ehemaligen Mitarbeiters David Schine zu fördern. Im März 1954 erschien die Zeitschrift „TIME“ mit Cohn und Schine auf der Titelseite und der höhnischen Unterzeile: „The army got its orders“ – „Die Armee hat ihre Befehle“. McCarthy antwortete sofort mit einer Verschwörungstheorie: Er sei überzeugt, dass die Armee seinen ehemaligen Mitarbeiter als „Geisel“ festhalte, um die Enttarnung weiterer Kommunisten in ihren Reihen durch sein Komitee zu verhindern.
Um die Sache aufzuklären, wurde ein Unterausschuss unter Vorsitz des republikanischen Senators Karl Mundt einberufen, der seine Arbeit am 22. März 1954 aufnahm. Nachdem 32 Zeugen gehört worden waren, darunter auch McCarthy und Cohn, kam der Ausschuss zu der Schlussfolgerung, dass zwar nicht der Senator, wohl aber sein engster Mitarbeiter Cohn„unangebracht nachdrückliche oder aggressive Anstrengungen“ unternommen hätten, um Schines Karriere zu fördern.
Wichtiger noch als diese Teilniederlage war ein Wortwechsel am 9. Juni zwischen McCarthy und dem Anwalt Joseph Welch, der die Armee vertrat. Der Senator konterte Welchs Anwürfe mit dem Gegenvorwurf, in dessen Bostoner Kanzlei arbeite ein junger Mann, der Mitglied einer angeblich der KPUSA nahestehenden Juristenorganisation sei. Damit verstieß er gegen die Absprachen, die vor der Anhörung gemacht worden waren, weshalb ihm Welch, spürbar empört von der Beiläufigkeit, mit der der Senator die Karriere eines Unbeteiligten ruinierte, das Wort abschnitt:
„Wir wollen diesen Burschen nicht weiter ermorden. (…) Sie haben schon genug getan. Haben Sie denn überhaupt keinen Sinn für Anstand, Sir? Ist bei Ihnen gar kein Sinn für Anstand mehr übrig?“ Diese Kritik an seiner persönlichen Integrität, die landesweit live im Fernsehen übertragen wurde, brachte McCarthy erstmals eine schlechte Presse ein. Sein öffentliches Bild eines zwar ruppigen, aber redlichen Kämpfers gegen die Subversion hatte erste Risse bekommen – die öffentliche Meinung begann sich gegen ihn zu richten.
„See It Now“
Der nächste Angriff erfolgte am 20. Oktober 1953, als das populäre Politmagazin „See It Now“ des Fernsehjournalisten Edward R. Murrow über die Entlassung eines Leutnants der US Air Force berichtete, der beschuldigt wurde, Kommunist zu sein. Noch negativer war die Wirkung der Sendung von See It Now vom 9. März 1954, die fast ausschließlich aus Aufnahmen von McCarthy bestand, wie er seine üblichen Anschuldigungen verbreitete, demokratische Politiker des Hochverrats bezichtigte oder Zeugen in seinem Untersuchungsausschuss beschimpfte. McCarthy trat daraufhin selbst in der Sendung auf, doch seine bewährte Methode, Gegner durch Verdächtigungen einzuschüchtern, hatte entgegengesetzte Wirkung. (Die Geschichte dieser ersten Demontage eines Politikers mit den Mitteln des Fernsehjournalismus wird in George Clooneys Film aus dem Jahr 2005 „Good Night, and Good Luck“ erzählt.)
McCarthy und Eisenhower
1954 verlor McCarthy auch die Unterstützung des Präsidenten. Weil die konspirationistischen Töne des Senators von weiten Teilen der Bevölkerung zunächst positiv aufgenommen worden waren, hatte ihn Eisenhower lange gewähren lassen, obwohl der Präsident McCarthys Weltsicht durchaus nicht teilte. Noch im Wahlkampf hatte er etwa eine Verteidigung General Marshalls gegen McCarthys Verdächtigungen in eines seiner Redemanuskripte eingefügt, die Passage aber auf Bitten seiner Berater wieder gestrichen.
Im Amt rückte Eisenhower mehr und mehr von ihm ab, allerdings ohne ihn je öffentlich zu kritisieren. Ursache für diese wachsende Distanz war, dass McCarthy weiter die Regierung scharf angriff, so, als ob die Republikaner noch immer in der Opposition seien. In seinem Tagebuch monierte Präsident Eisenhower keine drei Wochen nach seinem Amtsantritt, manchen Republikanern sei offenbar nur sehr schwer zu vermitteln, „dass sie jetzt bei dem Team mitspielen, dem das Weiße Haus angehört“.
In der Öffentlichkeit mahnte Eisenhower McCarthy nur sehr vorsichtig zu Mäßigung. So erklärte er bei einer Pressekonferenz, der Kongress solle sein Recht, Untersuchungen von Subversion vorzunehmen, mit „Selbstbeschränkung“ nutzen und vor allem das fundamentale Prinzip der Unschuldsvermutung nicht beschädigen. Bedeutsam war jedoch seine Anordnung, McCarthys Ausschuss keinerlei Unterlagen von Exekutivorganen zur Verfügung zu stellen und solche auch nicht unter Eid aussagen zu lassen, da dabei Fragen der nationalen Sicherheit berührt werden könnten. Dadurch wurden die Untersuchungsmöglichkeiten stark eingeschränkt.
McCarthy dagegen setzte seinen Kurs gegen vermeintliche Kommunisten, ihre Unterstützer und Verharmloser fort. Aus Enttäuschung über die Handelspolitik gegenüber dem kommunistischen China variierte er 1953 seinen Wahlkampfslogan und sprach von „21 Jahren Hochverrat“, verdächtigte sogar Eisenhower selbst als „verkappten Kommunisten“und begann damit eine direkte Konfrontation mit der Eisenhower-Regierung.
Sturz
Kritik an McCarthys Vorgehen hatte es auch in seiner eigenen Partei schon seit Längerem gegeben. Senator Ralph Flanders etwa wird mit den Worten zitiert, McCarthys Antikommunismus weise auffällige Parallelen mit dem von Hitler auf.
Ende Juli 1954 beantragte Flanders im Senat, McCarthy wegen unpassenden Verhaltens zu rügen. Ein Unterausschuss unter Vorsitz von Senator Arthur Vivian Watkins wurde eingerichtet, um die 46 Vorwürfe zu untersuchen, die gegen McCarthy erhoben wurden. Die meisten dieser Punkte erwiesen sich nicht als stichhaltig oder fanden keine Mehrheit unter den Ausschussmitgliedern. Übrig blieben zwei Punkte: McCarthy hatte sich 1952 gegenüber einem Unterausschuss des Senats unkooperativ gezeigt, und zweitens hatte er das „Watkins-Komitee“ als „unwissentliche Magd“ der Kommunisten bezeichnet. Aufgrund der Ergebnisse dieser Überprüfung stimmte nach tagelanger Diskussion am 2. Dezember 1954 eine Mehrheit von 67 zu 22 für eine Verurteilung McCarthys. Er blieb zwar bis zu seinem Tod Senator von Wisconsin, doch seine Machtstellung im Senat war gebrochen: Er musste den Vorsitz in seinem Ausschuss an den Demokraten John L. McClellan abgeben, der das Government Operations Committee bis 1977 leiten sollte.
Tod
Am 28. April 1957 wurde McCarthy in das Naval Medical Center in Bethesda (Maryland), eingeliefert. Wie bereits bei anderen ähnlichen Gelegenheiten seit Sommer 1956, als der Senator sich in stationäre Behandlung hatte begeben müssen, erklärte seine Frau Jean auch diesmal gegenüber Reportern, Grund für den Krankenhausaufenthalt sei eine alte Knieverletzung. Joseph McCarthy starb am 2. Mai 1957 um 17:02 Uhr Ortszeit. Während im Totenschein als Todesursache „akute Hepatitis, Ursache unbekannt“ angegeben wurde, erklärten seine Ärzte (ohne weitere Details liefern zu wollen), McCarthy habe schon seit Wochen an einer „nichtinfektiösen“ Lebererkrankung gelitten. Medien wie das Nachrichtenmagazin „Time“ meldeten daraufhin, der Senator sei an Leberzirrhose gestorben. Heute wird allgemein Alkoholismus als Ursache für McCarthys gesundheitliche Probleme und seinen Tod angenommen.